I 
— 375 — 
Die Haupt-Schwestertugend der Sparsamkeit ist der Fleiß. Der 
Fleißige ist gewöhnlich auch sparsam, der Sparsame auch fleißig. Dem 
Faulen ist's oft zu schwer und zu viel, auch da zuzugreifen, wo er mit 
leichter Mühe etwas verdienen kann, wo er einmal einen Überverdieuft 
wahrnehmen, ein recht gutes Geschäft machen konnte. Er kann daher 
auch nichts sparen, er erwirbt nichts, er hat nicht?. Wer aber hat, 
zunächst etwas, den: wird gegeben, der bekommt auch immer mehr, daß 
er die Fülle habe. Alle, die mit wenigem angefangen, aber es zu etwas 
gebracht haben, haben diese beiden Tugenden gelernt und geübt: Fleiß 
und Sparsamkeit. In jeder Stadt giebt's Beispiele von solchen, die 
durch angestrengten Fleiß, durch Einsicht, Geschicklichkeit, auch durch Glück 
und Segen emporgekommen sind zu Wohlstand, Ansehen und Einfluß im 
bürgerlichen Gemeinwesen oder zu hohen Ämtern; nie hat unter ihren 
Tugenden die Sparsamkeit gefehlt. Hier einige Beispiele. In ganz Europa 
bekannt sind als solche Männer der Industrie (d. h. des Fleißes) der ur¬ 
sprüngliche Begründer der großen Eisengießereien und Maschinenfabriken 
in Berlin, Johann Karl Friedrich August Borsig, ans dessen Werkstätten 
die meisten Lokomotiven Deutschlands hervorgegangen sind, ferner der (auch 
schon verstorbene) Besitzer vieler Leinenfabriken, Karl Metz zu Freibnrg 
i. Br., der bayerische Reichsrat Lothar von Faber in und bei Nürnberg, 
dessen Name auf so vielen eurer Bleistifte steht, und von dem man jetzt 
auch die besten und schönsten Schiefertafeln und Griffel bekommt, und der 
ebenfalls Heimgegangene Krupp in Essen, der eine Stadt von Tausenden 
von Eisenarbeitern begründet und namentlich in der Geschützgießerei das 
Größte geleistet hat. Sie alle haben klein angefangen. Der berühmte 
Engländer Cobden erwähnt einer Fabrik, welche 3000 Arbeiter beschäftigte, 
und von deren Eigentümer man erzählte, er habe vor 25 Jahren mit 
Not begonnen und sei jetzt ein steinreicher Mann. Auf die Frage an ihn, 
ob er denn wirklich sein großes Vermögen ganz allein erworben habe, 
antwortete er: „O nein, ich habe mich glücklich verheiratet, denn meine Frau 
verdiente mit Weberei wöchentlich 9 Schilling und 6 Pence (— 10 M)\" 
Der Sparsame muß auf Ordnung und Einteilung in seinen Ein¬ 
nahmen und Ausgaben halten, sonst kann er ntct;t wissen, ob er seinen 
Zweck erreicht. Je größer ein Geschäft, ein Amt, ein Besitz ist, desto 
nötiger ist Ordnung im Betriebe des Geschäfts, in der Führung des 
Amtes, in der Verwaltung des Vermögens. Da heißt's, die Zeit wie die 
Geschäfte ordentlich einteilen, also alles wohl ordnen; sonst kommt man 
nicht zum Ziele. „Ordnung lerne, übe sie! Ordnung spart dir manche 
Müh'."
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.