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sich die Stücke toter Pferde brieten, obgleich sie bereits regelmäßige Lazarett¬
kost erhielten; damals behaupteten die Bürger, das sei ein Hunger von Gott;
einst Hütten sie die schönsten Weizengarben ins Lagerfeuer geworfen, hätten
gutes Brot ausgehöhlt und auf dem Boden gekollert, jetzt seien sie verdammt,
durch keine Menschenkost gesättigt zu werden.
Überall in den Städten der Heerstraße wurden für die Heimkehrenden
Lazarette eingerichtet, und sogleich waren alle Krankenstuben überfüllt, giftige
Fieber verzehrten dort die letzte Lebenskraft der Unglücklichen. Ungezählt
sind die Leichen, welche herausgetragen wurden; auch der Bürger mochte
sich hüten, daß die Ansteckung nicht in sein Haus draug. Wer von den
Fremden vermochte, schlich deshalb nach notdürftiger Ruhe müde und
hoffnungslos der Heimat zu. Die Buben auf der Straße aber sangen:
„Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh, nirgend
Rast und Ruh. So hat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und
Wagen!" und hinter den Flüchtlingen gellte der höhnende Ruf: „Die Ko¬
saken sind da!" Dann kam in die flüchtige Masse eine Bewegung des
Schreckens, und schneller wankten sie zum Thore hinaus.
21. Gottesgericht.
(Ernst Ferdinand August.)
Mit Mann und Roß und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen.
Es irrt durch Schnee und Wald einher
das große, mächtige Franzenheer:
der Kaiser auf der Flucht,
Soldaten ohne Zucht,
Kranke ohne Wagen —
so hat sie Gott geschlagen.
Mit Mann und Roß und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen:
Jäger ohne Gewehr,
Kaiser ohne Heer,
Heer ohne Kaiser.
Wildnis ohne Weiser.
Mit Mann und Roß und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen:
Trommler ohne Trommelstock,