Full text: (Für das 8. und 9. Schuljahr) (Teil 4 für Knaben)

Die Feuerwehr. 
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apparat wird vorgenommen, eine Frau mit ihrem Kinde, denen 
der Weg über die Haustreppe durch den Qualm versperrt war, 
wird sicher in dem Rettungssack untergebracht, und in kurzer Zeit 
gleitet an langer, sicherer Leine der Sack mit seinem lebenden 
Inhalt hinab in die Tiefe, wo hilfsbereite Hände die Geretteten 
empfangen. 
Trotzdem nun aber an den Fenstern sich niemand mehr 
zeigt, gibt sich die Feuerwehr damit nicht zufrieden; denn wie leicht 
kann jemand in dem schrecklichen Rauch schon halb erstickt nieder¬ 
gesunken sein! Niemand hat es bemerkt, selbst die Angehörigen 
wissen es nicht; auch haben selbst die Ruhigsten den Kopf ver¬ 
loren, als ihnen anscheinend jede Rettung unmöglich schien. Also 
weiter vorwärts gehen die braven Mannschaften, hinein in den 
erstickenden Qualm, der jedem desselben Ungewohnten die ruhige 
Überlegung und Besinnung raubt. Genau wird jedes einzelne 
Zimmer, jeder Raum abgesucht, ob vielleicht noch jemand hilflos 
oben liegt. Was hat der Qualm zu sagen? Vorwärts, nur 
vorwärts! Menschenleben können in Gefahr sein! Da kennt der 
Feuerwehrmann keine Rücksicht auf seine eigene Person. ,,Gott zur 
Ehr', dem Nächsten zur Wehr!“ Das ist der Wahlspruch seines 
Korps. Nach ihm allein handelt er. Auf der Erde kriechend, die 
Nase dickt über dem Fußboden, strebt er vorwärts. Sehen kann 
er nichts, nur fühlen. Tastend gleitet er vorwärts; schon glaubt 
er, nach nutzlosem Wege umkehren zu müssen, da stößt seine 
Hand an etwas Weiches. Zusammengekrümmt und schon leb¬ 
los liegt ein kleines Kind in der äußersten Ecke, wohin es sich 
vor dem erstickenden Qualm flüchten wollte. Schnell auf; denn 
noch kann es zu retten sein! Mit starkem Arm reißt der Feuer¬ 
wehrmann das Kindchen hoch; in höchster Eile und doch genau 
die Richtung innehaltend, stürzt er nach dem Fenster zurück; die 
Rettungsleine vom Gurt los — — — in wenigen Augenblicken 
ist das Kind unten in den Händen der Samariter, die es bald 
wieder zum Bewußtsein bringen und der vor Freude aufschluch- 
zenden Mutter übergeben. 
So werden alle verqualmten Wohnungen abgesucht, und bald 
kommt der letzte der ausgeschickten Sappeure1) mit der Meldung 
zurück: ,,Alle Wohnungen abgesucht! Niemand mehr oben!“ 
Nun ist das Rettungswerk beendet. Tief atmet der Offizier 
ß franz.: sapeur-pompier, Feuer = Feuerwehrmann.
	        
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