Die Feuerwehr.
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apparat wird vorgenommen, eine Frau mit ihrem Kinde, denen
der Weg über die Haustreppe durch den Qualm versperrt war,
wird sicher in dem Rettungssack untergebracht, und in kurzer Zeit
gleitet an langer, sicherer Leine der Sack mit seinem lebenden
Inhalt hinab in die Tiefe, wo hilfsbereite Hände die Geretteten
empfangen.
Trotzdem nun aber an den Fenstern sich niemand mehr
zeigt, gibt sich die Feuerwehr damit nicht zufrieden; denn wie leicht
kann jemand in dem schrecklichen Rauch schon halb erstickt nieder¬
gesunken sein! Niemand hat es bemerkt, selbst die Angehörigen
wissen es nicht; auch haben selbst die Ruhigsten den Kopf ver¬
loren, als ihnen anscheinend jede Rettung unmöglich schien. Also
weiter vorwärts gehen die braven Mannschaften, hinein in den
erstickenden Qualm, der jedem desselben Ungewohnten die ruhige
Überlegung und Besinnung raubt. Genau wird jedes einzelne
Zimmer, jeder Raum abgesucht, ob vielleicht noch jemand hilflos
oben liegt. Was hat der Qualm zu sagen? Vorwärts, nur
vorwärts! Menschenleben können in Gefahr sein! Da kennt der
Feuerwehrmann keine Rücksicht auf seine eigene Person. ,,Gott zur
Ehr', dem Nächsten zur Wehr!“ Das ist der Wahlspruch seines
Korps. Nach ihm allein handelt er. Auf der Erde kriechend, die
Nase dickt über dem Fußboden, strebt er vorwärts. Sehen kann
er nichts, nur fühlen. Tastend gleitet er vorwärts; schon glaubt
er, nach nutzlosem Wege umkehren zu müssen, da stößt seine
Hand an etwas Weiches. Zusammengekrümmt und schon leb¬
los liegt ein kleines Kind in der äußersten Ecke, wohin es sich
vor dem erstickenden Qualm flüchten wollte. Schnell auf; denn
noch kann es zu retten sein! Mit starkem Arm reißt der Feuer¬
wehrmann das Kindchen hoch; in höchster Eile und doch genau
die Richtung innehaltend, stürzt er nach dem Fenster zurück; die
Rettungsleine vom Gurt los — — — in wenigen Augenblicken
ist das Kind unten in den Händen der Samariter, die es bald
wieder zum Bewußtsein bringen und der vor Freude aufschluch-
zenden Mutter übergeben.
So werden alle verqualmten Wohnungen abgesucht, und bald
kommt der letzte der ausgeschickten Sappeure1) mit der Meldung
zurück: ,,Alle Wohnungen abgesucht! Niemand mehr oben!“
Nun ist das Rettungswerk beendet. Tief atmet der Offizier
ß franz.: sapeur-pompier, Feuer = Feuerwehrmann.