12 Aus Schlesiens Vergangenheit.
jener Belagerung uud Übergabe zugegen." Die Konsuln entschuldigten sich:
„Wir haben nicht Macht genug, dies zu bewirken." Da erwiderte der Bischof:
„Auch euch exkommuniziere ich hiermit, wie euren König, im Namen des Vaters
und des Sohnes und des heiligen Geistes; und wisset, daß euer Herr kein
König, sondern nur ein Königlein ist." Diese letzte Bemerkung, deren Be-
deutung man damals nicht verstand, sollte offenbar eine Beleidigung sein und
wurde mit Entrüstung vernommen. Als später Nanker nach dem Sinne seiner
Worte (st sciatis enm 11011 esse regem, sed regulum) gefragt wurde, sagte
er, daß er deshalb den König Johann ein Königlein genannt habe, weil er in
seinem ganzen Königreiche keinen Erzbischos habe und deshalb erst einen fremden
Erzbischos durch Bitten und Geschenke, ihn zu krönen, bewegen müsse. Dieses
Spottes wegen soll später Karl IV. die Erhebung des Prager Bischofs zum
Erzbischos sehr angelegentlich betrieben haben.
Schwarze Gewitterwolken zogen nun über die schlesische Kirche hin. Die
Spannung zwischen dem Könige und Bischof war so groß, daß an eine Ver-
söhnung nicht leicht zu denken war. Nanker begab sich drei Tage später, nach-
dem er den Bann ausgesprochen hatte, nach Neiße; die Kirchen auf dem Dome
und in der Stadt wurden geschlossen und der öffentliche Gottesdienst eingestellt.
Die Breslauer waren aber mit dieser That des Bischofs nicht zufrieden; der
Rat der Stadt hielt zum Könige und hinderte es nicht, wenn die Geistlichen
geschmäht und kirchenfeindliche Grundsätze gepredigt wurden. Die dem Bischof
treuen Geistlichen wurden vertrieben und solche an ihre Stelle gesetzt, die mit
dem Bischof gebrochen hatten. Der König zog im Breslauer Gebiete alle
Güter und Einkünfte der Kirche ein, weil man ohne Gottesdienst auch keiner
Geistlichen bedürfe, und riet den schleichen Fürsten, dasselbe zu thuu: ein Rat,
dem der verschwenderische Herzog Boleslans von Liegnitz gern folgte.
Zwei Jahre schon hatte der unselige Streit gedauert, und noch immer
öffnete sich keine Aussicht auf Versöhnung; da starb Nanker im Jahre 1341
zu Neiße. Der König Johann wußte es durchzusetzen, daß Przezislaus von
Pogarell, ein ihm ergebener Edelmann, zum Bischof gewählt wurde, der die
Wahl annahm und, weil der Erzbifchof von Gnesen aus Zorn darüber, daß
sein Kandidat nicht gewählt war, ihn nicht weihen wollte, sich vom Papste in
Avignon weihen ließ. Pogarell trat alsbald in Unterhandlungen mit dem
Könige, die zum Frieden führten. Es mußten sich die Konsuln und Ältesten
der Bürgerschaft vor dem Bischöfe demütigen. In Büßertracht, ohne Mäntel,
mit bloßen Füßen und unbedecktem Kopfe zogen sie vom Rathause in die Kirche
der Dominikaner, warfen sich vor dem Bischof nieder, bekannten ihre Schuld
und erhielten Vergebung und Befreiung ihrer Stadt vom Banne. Dann er-
klärte sich Pogarell mit seinen Domherren dem Könige gegenüber zu Vasallen
der böhmischen Krone und erhielt für diesen Schritt viele Vorrechte und Frei-
heiten für das Bistum, den Rang des ersten schlesischen Standes und den
Titel eines Bundesfürsten von Böhmen; alle eingezogenen Güter, auch das
Schloß Militfch, wurden ihm zurückgegeben.