Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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219. 
Das Petroleum. 
Unter allen Entdeckungen der Neuzeit ist wohl keine so rasch 
und allgemein bekannt geworden als die des Petroleums. Kaum 
waren einige Jahre vergangen, nachdem die erste Kunde von dem 
neuen Beleuchtungsstoff aus Amerika zu uns gedrungen war, so 
hatte schon die helle, rln fast allgemein 
das trübe Ollicht verdrängt. Jeder fühlt die Wohlthat dieser 
Entdeckung, und selbst in der ärmlichen Hütte freut man sich des 
helleren und doch billigeren Lichtes. 
Das Petroleum, auch Erdöl genannt, unterscheidet sich 
von dem gewöhnlichen Ol schon durch einen eigentümlichen Ge— 
ruch und Geschmack. Das beste in der Natur vorkommende 
Petroleum ist wasserhell und heißt Naphtha; das gewöhnliche 
ist gelb und wird auch Steinöl genannt. Es gibt aber auch ein 
bräunliches Erdöl, das zähflüssig ist und Bergteer heißt. Das 
Petroleum findet sich bisweilen in unterirdischen Hohlräumen 
und Gesteinsklüften, gewöhnlich aber durchtränkt es zellige und 
erdige Gesteine, z. B. Kalk- und Sandsteine. Es ist sehr ver⸗ 
breilet. In ungeheurer Menge kommt es besonders in Nordamerika 
vor, wo es in künstlichen Brunnen nicht selten ganz von selbst in 
die Höhe sprudelt, bisweilen aber auch aus der Tiefe hervorge— 
pumpt wird. In der Beschaffenheit, in der es aus der Erde kommt, 
ist es leicht zu entzünden. daher sehr feuergefährlich. Deshalb 
muß es erst gereinigt werden. Seine Feuergefährlichkeit ist da⸗ 
durch zwar geringer geworden, indes muß man sich hüten, eine 
Flamme mit ihm in Berührung zu bringen. Die Petroleum— 
rückstände, die sich bei der Reinigung ergeben, verwendet man zur 
Darstellung von Leuchtgas. — Das amerikanische Petroleum 
kommt jetzt in besonders dazu eingerichteten Frachtschiffen, deren 
innere Raͤume luftdicht und feuerfest sein müssen, in die euro⸗ 
paischen Häfen. Hier wird es in große, eiserne Behälter, die auf 
Eisenbahnwagen stehen, gepumpt und so nach allen Richtungen 
versendel. Erst an seinem Bestimmungsort füllt man es in Fässer. 
Das Petroleum entsteht durch n Zersetzung der Tier⸗ 
und Pflanzenstoffe. Einen Beweis für diese Annahme liefert eine 
Erscheinung in den Kohlenbergwerken der englischen en 
Shrop, wo das Petroleum aus der Steinkohlenmasse herausschwitzt, 
so daß die Arbeiter genötigt sind, sich durch vorgesteckte Bretter 
gegen diese Petroleumtaufe zu schützen. An andern Orten, wo es 
in großartigen, unterirdischen Behältern vorkommt, wie z. B. im 
nördlichen Pennsylvanien, bricht es nicht aus Steinkohlenlagern 
hervor, ist aber höchst wahrscheinlich auch durch Zersetzung von 
Tier- und Pflanzenstoffen entstanden. F. Henrich.
	        
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