Hans Sachs. e1
Ich dacht mir: Ach got, was bedeuts?
Erseufzet darob trauriglich,
20 gedacht, wie wenn die totenleich
doetor Martinus Luther wer?
In dem trat aus dem chor daher
ein weib in schneweißem gewant,
Theoloaia hoch genant.
25 Die stund hin zu der totenbar,
sie want ir hent und rauft ir har
gar kleglich mit weinen durch brach.
Mit seufzen sie anfieng und sprach:
Ach das es müß erbarmen got!
30 Liegst du denn iezt hie und bist tot?
O du treuer und küner helt,
von got dem herren selb erwelt,
für mich so ritterlich zu kempfen,
mit gotes wort mein feind zu dempfen,
35 mit disputiern, schreiben und predgen,
darmit du mich denn tetst erledgen
aus meiner trübsal und gezwengnus,
meiner babylonischen gfengnus,
darin ich lag so lange zeit
40 bis schier in die vergeßenheit,
von mein feinden in herzenleit,
von den mir mein schneweißes kleit
vermeiligt wurt, schwarz und besudelt,
zerrissen und scheußlich zerhudelt.
45 Die mich auch hin und wider zogen,
zerkrüppelten, krümbten und bogen.
Ich wurt geradbrecht, zwickt und zwackt,
verwunt, gemartert und geplagt
durch ir gotlose menschenler,
50 das man mich kaum kunt kennen mer.
Ich galt entlich gar nichts bei in,
bis ich durch dich erledigt bin,
du teurer helt, aus gottes gnaden,
da du mich waschen tetst und baden
55 und mir wider reinigst mein wat
von iren lügen und unslat.
Mich tetst du auch heilen und salben,
das ich gesund ste allenthalben,
ganz hell und rein wie im anfang.
43 vermeiligen —S beflecken.