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hölzernes Bühnengebäude (vielleicht mit Oberstock und Dach), mußten
aber im übrigen unter den bescheidensten szenischen Verhältnissen ihre
Meisterwerke aufführen.
Das griechische Theater zerfällt in drei Hauptteile, die wir in
der Reihenfolge ihrer Entstehung betrachten, die Orchestra, den Zu-
schauerraum und die Bühne.
Die Orchestra (Tanzplatz, von d^to^at^tanzen) früherxovudtQa
(ict^e —Land) genannt, ist der älteste Teil des Theaters. Sie hatte
als Schauplatz der kyklischen Chöre ursprünglich die Form eines vollen
Kreises und in der Mitte einen etwas erhöhten Sitz mit dem Opfer-
altar {SviieXy). Mit der Einführung dramatischer Spiele fand sie
naturgemäß ihren Platz zwischen dem Zuschauerraum und dem Schau¬
spielerzelte. Die weitere Ausbildung des letzteren zum Bühnenhause
hatte zur Folge, daß von der Orchestra gerade gegenüber dem Zu-
schauerraume ein kleineres Kreissegment weggeschnitten wurde, auf
dessen Sehne man die Vorderwand des Bühnenhauses errichtete. # In
der Orchestra traten ursprünglich außer dem Chor auch die Schauspieler
auf, und zwar nahmen beide ihren Weg durch die sogen. Parodoi
(rcdQodoi), zwei rechts und links zwischen dem Zuschauerräume und
dem Bühnengebäude liegende 21/2 m breite Zugänge, die auch dem
Publikum als (Eingänge zum Zuschauerräume dienten.
Der Zuschauerraum (SearQov, von üea<*$cu=schauen) bestand
aus Sitzreihen, welche kreisbogenförmig und nach außen immer höher
ansteigend sich um das größere Kreissegment der Orchestra konzentrisch
herumzogen, bei kleineren Theatern in einem Stockwerk, bei größeren
in zwei ober mehreren. Die Stockwerke werden gebildet durch einen
oder zwei Umgänge (dia&fxara), welche in entsprechender Hohe zwischen
den Sitzreihen konzentrisch hindurchlaufen und bis zu 4 in und mehr
breit sind. Weiter ziehen sich durch die Sitzreihen von der untersten
bis zur höchsten als Radien, die im Mittelpunkte der Orchestra zu-
sammenlaufen, Treppen hinauf, welche den Zuschauerraum in keilförmige
Abschnitte {xeQxtdeg) zerlegen, dem Publikum, welches ja auch durch
die Parodoi eintrat, zu bequemer (Erreichung seiner Plätze dienend.
Den steinernen Sitz bedeckte man gewöhnlich mit einem mitge¬
brachten Kissen, teils wegen seiner geringen Höhe, teils auch wegen
der Kälte und Härte des Steines. Während die Sitze im allgemeinen
ohne Rücklehnen waren, bestand die unterste, der Orchestra zunächst
liegende Reihe derselben aus Marmorsesseln mit Rücklehnen, auf welchen
in erster Linie die Kultusbeamten, dann aber auch Gesandte fremder
Staaten, Bürger befreundeter Städte und verdiente athenische Bürger
ihre (Ehrenplätze einnahmen. Das (Ehrenrecht auf diese bevorzugten
Plätze nannte man Proedrie (Tcgoedgia). Seinen Abschluß nach oben
hin fand der gesamte Zuschauerraum zum Schutze des Publikuns durch
eine Mauer, an den den Parodoi zunächst liegenden Eckplätzen durch
eine in Stufen aufsteigende steinerne Brüstung.
Zur Zeit der drei großen Tragiker schloß das wohl noch aus
Holz hergestellte Spielhaus dem Zuschauerräume gegenüber an die
Orchestra an, und zwar über der Grundfläche eines länglichen Recht-