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bekommen aneinander^ und daß in das Haus Friede einkehrt. Und
er ermahnt sie, wieder in die Kirche und zum heiligen Abendmahl
zu gehn. So wird aus der Stätte des Unfriedens ein gesegnetes
Christenhaus, — und das geschieht durch die innere Mission.
5 4. Wer wandert dort durch die enge Straße mit den vielen hohen
und dunkeln Häusern? Ein altes Mütterchen kommt der Wandrerin
entgegen, diese bleibt stehn, reicht ihr die Hand und sagt ihr ein
gutes Wort. Dort grüßt die Wandrerin eine kleine Schar von Kindern,
sie kennt sie wohl von der Flickschule oder von dem Kinder-Gottes-
10 dienst her; aber hier hält sie still vor einem der hohen Häuser und
tritt ein. Sie wandert drei Treppen hinauf und dann noch die
schmale Stiege, die auf den Bodenraum führt. Man merkt, sie weiß
Bescheid im Hause, und als auf ihr Anklopfen „Herein“ ertönt und
die Stubentür sich öffnet, da geht ein Freudenschein über das Ge-
15 sicht des blassen Mannes, der gebückt im ärmlichen Zimmer dasitzt,
das Haupt auf den Tisch gelehnt. Und warum richten sich die beiden
kranken Kinder von ihrem Lager erwartend empor? 0, es hat traurig
ausgesehen in der kleinen Wohnung; eine lange Krankheit hat den
Vater arbeitslos gemacht. Entbehrung und Kummer sind mit der
20 Krankheit eingezogen. Die Mutter hat Tag um Tag fleißig bei andern
Leuten gearbeitet; als aber auch die Kinder eins nach dem andern
von der schweren Krankheit heimgesucht wurden, da hat sie nicht
mehr vermocht, das Nötigste zu beschaffen. Der Vater ist mutlos
geworden, und der Mangel hat durchs Fenster gesehen. Da ist
25 Hilfe gekommen, eine treue Freundin hat sich gefunden, der Orts¬
pfarrer hat sie gesandt, sie ist immer wieder in dem Dachkämmerchen
eingekehrt und hat die Kinder gepflegt, ihnen auch wohl einmal etwas
Gutes mitgebracht und dem kranken Manne mit der kräftigenden
Kost neuen Trost ins Herz gebracht und neues Vertrauen auf Gott.
30 Siehe, darum wurde es heller im Zimmer, als die Gemeinde¬
schwester, die Diakonisse — denn sie war es — eintrat; sie treibt
im Dienste der christlichen Gemeinde innere Mission.
5. Willst du noch mehr hören? Hier laufen Bettelkinder umher,
die im Elend umkommen, dort andre, die in Gottlosigkeit versunken
35 sind, und niemand hilft ihnen. Die Christenliebe aber sammelt die
Unglücklichen, errichtet für sie besondere Anstalten und erzieht sie
zur Gottesfurcht, daß sie zu neuen Menschen werden. Das ist die
innere Mission.
6. Die evangelische Kirche hat in Deutschland eine große Zahl
40 solcher Anstalten gestiftet. Durch seine weit reichende Tätigkeit
zeichnet sich das von Wiehern im Jahre 1833 gestiftete Rauhe Haus
in Horn bei Hamburg aus. Es hieß ursprünglich „dat rüge Haus“,
d. h. das dicht mit Bäumen umgebene Haus, woraus dann „Rauhes