Full text: Oberstufe (Teil 2, [Schülerbd.])

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unsre Hände empor zu dir, o Allwissender! Sie sind rein von Blut¬ 
schuld. Hier im Lichte der Sonne bekennen wir: Wir sind rein 
von dieser Tat. Die Gerechtigkeit aber wird nicht ausbleiben. Wo 
du auch weilst, der du deinen Bruder in Waldesnacht erschlugst: 
das Schwert schwebt unsichtbar über deinem Haupte, und es wird 5 
fallen und dich zerschmettern. Kehre um, solange es noch Zeit 
ist! Häufe nicht Frevel auf Frevel! Denn einst, wenn sie ertönt, 
die Posaune des Gerichtes . . . ." 
Da plötzlich hörte man von der Straße herauf das Posthorn 
erschallen. Das Lied erklang: „Denkst du daran?“ Alles schwieg 10 
und hielt den Atem an. Aus der Mitte der Versammelten stürzte 
ein junger Mann nieder und rief: „Ich bin’s!“ — 
Nachdem man ihn aufgehoben hatte, gestand er reumütig seine 
Tat, wie er in der Stadt das Geld des Herrn, bei dem er diente, 
verspielt, wie er den Fremden, den er nur niederwerfen wollte, 15 
ermordet habe, wie das Posthorn ihn verwirrt, wie er seine Hand 
brennend gefühlt, als er sie zum Himmel erhob, und wie jetzt die 
Töne des Posthorns ihm das Geständnis abpreßten. 
Still, ohne laute Klage, nur mit leisem Weh im Herzen bewegte 
sich der Zug den Berg hinab, mit zitternder Seele, Tränen in den 20 
Augen, laut das Unheil beklagend, kehrten viele heim. Zwei Menschen 
waren auf ewig aus der Genossenschaft der Menschen geschieden. 
Berthold Auerbach. . 
41. Die Auferstehung. 
1. Auferstehn, ja, auferstehn 
wirst du, 
mein Staub, nach kurzer Ruh’: 
unsterblich Leben 
wird, der dich schuf, dir geben. 
Hallelujah! 
2. Wieder aufzüblühn, werd! ich 
gesät, 
der Herr der Ernte geht 
und sammelt Garben, 
uns ein, uns ein, die starben. 
Hallelujah! 
3. Tag des Danks, der Freuden- 25 
tränen Tag, 
du meines Gottes Tag! 
Wenn ich im Grabe 
genug geschlummert habe, 
erweckst du mich! 30 
4. Wie den Träumenden wird’s 
dann uns sein, 
mit Jesu gehn wir ein 
zu seinen Freuden, 
der müden Pilger Leiden 35 
sind dann nicht mehr! 
5. Ach, ins Allerheiligste führt mich 
mein Mittler dann, lebt’ ich 
im Heiligtume 
zu seines Namens Ruhme! 40 
Hallelujah! 
Friedrich Gottlieb Klopstock.
	        
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