Full text: (Für das 5. - 8. Hilfsschuljahr) (Teil 3, [Schülerbd.])

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3. Ich näherte mich dem Hause, in dem der Leiter der Pflanzung 
wohnt. Hier muß eine deutsche Hausfrau walten, so dachte ich. Vor 
dem Hause blühten allerlei heimatliche Blumen, Nelken und Geranien 
in leuchtender Pracht. Ans dem Hofe gackerten die Hühner. Hinter 
dem Zaun erblickte ich wohlgepflegte Gartenbeete mit Salat und deut¬ 
schem Gemüse. Ein schwarzer Diener sprang herzu und nahm mir 
mein Pferd ab. Ich trat in das Haus. Ein freundliches Zimmer 
nahm mich auf. Felle von wilden Tieren lagen als Teppiche aus 
dem Boden. Gehörne von Antilopen hingen über den Türen. Von der 
Wand her aber grüßten mich alte bekannte Bilder, die ich schon in der 
Heimat gesehen. 
4. Bald trat die junge Hausfrau selber ein, ihr Töchterchen an 
der Hand. Verwundert schaute das Kind zu dem fremden Manne 
hinauf. Schwarze Leute sieht es alle Tage. Es plaudert mit ihnen 
in ihrer Sprache. Aber ein weißes Gesicht sieht es nur selten, außer 
bei Vater und Mutter, und mit weißen Kindern spielt es wohl nur 
ein- oder zweimal im Jahr. Die Mutter hieß mich herzlich will¬ 
kommen. Sie freute sich über den Besuch und klagte, daß es so ein¬ 
sam sei im Walde. 
5. Ter Hausherr weilte noch in der Pflanzung. Für viele Hände 
gibt es dort täglich zu tun. Das Unkraut muß gehackt und fortge¬ 
schafft und der Boden muß gelockert werden. Die Waldbäche werden 
über die Pflanzung geleitet, um sie in trockener Zeit zu tränken. Neue 
Stücke Waldes müssen ausgerodet und bepflanzt werden. Haben aber 
die Kasfeebeeren eine bläulichrote Farbe erlangt, dann ist die Zeit der 
Ernte da, und schwarze Frauen sammeln die Frucht ein. Zuerst wird 
ihnen ihr dunkelrotes Kleid ausgezogen. Dabei springen aus jeder 
Beere zwei Kaffeebohnen heraus. Aber um jede Bohne sitzt noch, 
wie ein enges Hemd, ein bitteres Häutchen. Ist auch dieses entfernt, 
so werden die Bohnen getrocknet und nach ihrer Größe ausgelesen. 
Schließlich werden sie in Säcke gepackt und wandern auf den Köpfen 
von schwarzen Trägern nach der nächsten Hafenstadt, um dort über 
das Weltmeer zu uns nach Deutschland zu reisen. 
6. Erst um die Mittagstunde kam der Hausherr ins Haus. Im 
Familienkreise saß ich mit am Tische, und wir sprachen von der fernen 
Heimat und von der Arbeit in den Kolonien. Ich kostete auch von dem 
Kaffee, der auf der Pflanzung wächst, und fand ihn von gutem 
Geschmack. Nach Walter Trittelvitz. (Sammlung kolonialer Lesestücke.) 
Truck von C. Grumbach in Leipzig.
	        
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