Kurfürst Friedrich III.
39
bitter, vor ihm erschrickt Fleisch und Blut." Als die hohe Frau im Todes¬
kampfe lag, kniete der Kurfürst vor ihrem Bette, und nachdem sie chm
noch die Hände gedrückt, hauchte sie ihre schöne Seele aus. Die Todes¬
nachricht verursachte im Lande große Trauer. — Wenn .der Knrfurst
später ihr Bild betrachtete, rief er oft aus: „Luise, Luise, wärest du doch
mit deinem Rate bei mir."
34. Kurfürst Friedrich III. 1688—1701.
Das Testament des großen Kurfürsten. In seinen letzten
Lebensjahren wurde der große Kurfürst durch feine zweite Gemahnn
Dorothea derartig beeinflußt, daß er in einem Testament eine -^ani.e^
Verteilung zwischen dem ältesten Sohne Friedrich (IH-) und den Söhnen
zweiter Ehe anordnete. Als der Kurfürst Friedrich III. zur Regierung
kam, erklärte er das Testament für ungültig, weil es gegen das Hausgeletz
verstieß, nach welchem die brandenbnrgifchen Länder nicht geteilt werden
sollten. Es gelang ihm, einen Vertrag zu stände zu bringen, nach welchem
feine Stiefbrüder durch Geld und kleine Ländereien entschädigt wurden.
Zu diesem Übereinkommen erteilte der Kaiser seine Zustimmung; doch
mußte der Kurfürst den Kreis Schwiebns gegen eine Geldeutschädigung
an den Kaiser abtreten. — Als Kurfürst regierte Friedrich von 1688—1<01
Einwanderer. Als ber große Kurfürst gestorben war, entstand
unter den französischen Einwanderern die Besorgnis, daß Friedrich ihnen
nicht gleichen Schutz gewähren werde, wie fein Vorgänger. Doch der
junge Kurfürst bestätigte die Rechte der Eingewanderten und verhieß auch
den in fremden Ländern bedrohten Glaubensgenossen gastliche Aufnahme.
Die heimlichen Auswanderungen der in Frankreich bedrängten Reformierten
dauerten fort, und in Friedrichs Ländern fanden (um 1700) von neuern
über 15000 dieser Bedrängten Aufnahme. Die Thätigkeit dieser iteute
gereichte dem neuen Vaterlande zum Nutzen; denn die Eingewanderten
waren in allerlei Gewerben geschickt und legten Fabriken an, die als
Muster dienten. Während man die bessern Fabrikwaren früher aus Frank¬
reich, England und Holland bezog, wurden dieselben jetzt m der Mark
angefertigt; denn man zählte 43 Gewerbe, welche die Einwanderer nach
der Mark brachten.
Gründung der Universität Halle. Auch die Universität Halle
wurde durch Friedrich III. gegründet. Hier lehrte der geistreiche Thoma-
f ins, ein Doktor der Rechte, welcher bie damals noch fortdauernden Hexen-
verfolgungen bekämpfte. Seine Vorlesungen hielt er in deutscher Sprache,
was auf Universitäten bis dahin unerhört war. Auch der Prediger
August Hermann Francke wurde nach Hatte als Universitätslehrer be¬
rufen. Derselbe war eifrig bestrebt, die Not der Armen zu lindern und
opferte feine Einnahmen, um andern zu helfen. _ In feinem Haufe brachte
Francke eine Armertbüchfe au, und als einst sieben Gulden in derselben
lagen, sprach er: „Das ist ein ehrlich Kapital, davon muß man etwas
Rechtes stiften." Darauf gründete er eine Armenschule, uud^ nach und
nach entstand unter feiner Leitung das große und berühmte Halles che
Waisenhaus, welches nur aus milden Gaben erbaut ist unb außer
einem wirklichen Waisenhaus auch verschiebene höhere Unterrichtsanstalten
unb Volksschulen hat.