Die zwölf Brüder.
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Nachdem sie also ihre Söhne gesegnet hatte, gingen sie hinaus in
den Wald. Einer hielt um den andern Wacht, saß auf der höchsten
Eiche und schaute nach dem Turm. Als elf Tage herum waren und die
Reihe an Benjamin kam, da sah er, wie eine Fahne aufgesteckt wurde.
Es war aber nicht die weiße, sondern die rote Blutfahne; die verkün¬
dete, daß sie alle sterben sollten. Wie die Brüder das hörten, wurden
sie zornig und sprachen: „Sollten wir um eines Mädchens willen den
Tod leiden? Wir schwören, daß wir uns rächen wollen: wo wir ein
Mädchen finden, soll sein rotes Blut fließen."
Daraus gingen sie tiefer in den Wald hinein, und mitten drein,,
wo er am dunkelsten war, fanden sie ein kleines, verwünschtes Häuschen,
das leer stand. Da sprachen sie: „Hier wollen wir wohnen, und du,
Benjamin, du bist der jüngste und schwächste, du sollst daheim bleiben
und haushalten, wir andern wollen ausgehen und Essen holen." Nun
zogen sie in den Wald und schossen Hasen, wilde Rehe, Vögel und
Tauberchen, und was zu essen stand, das brachten sie dem Benjamin,
der mußte es ihnen zurecht machen, damit sie ihren Hunger stillen
konnten. In dem Häuschen lebten sie zehn Jahre zusammen, und die
Zeit ward ihnen' nicht lang.
Das Töchterchen, das ihre Mutter, die Königin, geboren hatte,
war nun herangewachsen, war gut von Herzen und schön von Angesicht
und hatte einen goldenen Stern auf der Stirn. Einmal, als große
Wäsche war, sah es darunter zwölf Mannshemden und fragte seine
Mutter: „Wem gehören diese zwölf Hemden, für den Vater sind sie
doch viel zu klein?" Da antwortete sie mit schwerem Herzen: „Liebes
Kind, die gehören deinen zwölf Brüdern." Sprach das Mädchen: „Wo
sind meine zwölf Brüder, ich habe noch niemals von ihnen gehört." Sie
antwortete: „Das weiß Gott, wo sie sind, sie irren in der Welt herum."
Da nahm sie das Mädchen und schloß ihm das Zimmer auf und zeigte
ihm die zwölf Särge mit den Hobelspänen und den Totenkißchen.
„Diese Särge," sprach sie, „waren für deine Brüder bestimmt, aber sie
sind heimlich fortgegangen, ehe du geboren warst," und erzählte ihm,
wie sich alles zugetragen hatte. Da sagte das Mädchen: „Liebe Mutter,
weine nicht, ich will gehen und meine Brüder suchen."
Nun nahm es die zwölf Hemden und ging fort und geradezu in
den großen Wald hinein. Es ging den ganzen Tag, und am Abend
kam es zu dem verwünschten Häuschen, da trat es hinein und fand
einen jungen Knaben, der fragte: „Wo kommst du her und wo willst
du hin?" und erstaunte, daß sie so schön war, königliche Kleider trug
und einen Stern auf der Stirn hatte. Da antwortete sie: „Ich bin