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Fünfter Zeitraum.
der Muselmann einmal in seinem Leben eine Wallfahrt unterneh¬
me zur Kaaba in Mekka oder noch der heiligen Stadt, kein Schwei¬
nefleisch esse, keinen Wein trinke und der Befchneidung sich unter¬
werfe ; Regeln, die dem Temperamente des Volks und der Beschaf¬
fenheit des Klima's angepaßt sind. Mahomed lehrte ferner eine
Fortdauer nach dem Tode in einem Paradiese üppiger Freuden
für die Gerechten und in einem Pfuhle endloser Qualen für die
Gottlosen, ein blind waltendes Schicksal über Leiden, Freuden, Le¬
ben oder Tod, ohne jedoch die Freiheit des Willens zu leugnen.
Der Koran enthalt die Lehren des Propheten; Abubekr gab
selbigem seine gegenwärtige Form und Ordnung von 114 Suren,
S owar, d. i. Stufen oder Kapitel. Spater kam noch die Sun¬
na hinzu, oder das Gesetz von Lebensregeln, nach dem Beispiele
Mahomeds, welche aber nicht alle Muselmänner anerkennen, wes¬
halb es zwei Hauptsekten giebt': die Sunniten, welche jenes Ge¬
setz annehmen und die Schiiten, Abtrünnige, welche es verwer¬
fen; selbst nennen sich diese Aladeliat, die Gerechten. Uebri-
gens spalten sich die Mahomedaner in 73 Sekten.
Mahomed erlaubte die Vielweiberei, enthielt sich aber dersel¬
ben 24 Jahre lang bis zum Tode seiner Gattin Kadidscha-, von
welcher er mit dankbarer Rührung sagte: „Als mich die Menschen
verachteten, hat sie an mich geglaubt, und sie unterstützte mich, als
ich arm war!" Nachmals wählte er Aje sch ah zu seiner vor¬
nehmsten Gemahlin und mehrere andere außer ihr. Ein wilder
Kriegsmuth und eine kalte Todesverachtung machten Mahomeds
Verehrer unüberwindlich. Sieben Jahre nach seiner Flucht aus
c-9 Mekka kehrte er als Sieger wieder und 1-40,000 Gläubige folgten
' ihm, als er betend die Kaaba umwandelte. Ein baldiger Tod, nach
seiner eigenen Meinung durch Gift herbeigeführt, endete seinen
032 Siegeslauf. In neun Schlachten oder Belagerungen hatte Maho¬
med rühmlich gestanden, und 50 Gefechte wurden unter feiner
Leitung binnen zehn Jahren geliefert. Erwarb zu Medina begraben.
Abubekr, Mahomeds Schwiegervater, war der erste
Ehalif, d. i. Nachfolger, nach dem Tode des Propheten. Sein
633 tapfrer Feldherr Khaled eroberte Damaskus. Omar, der zweite
640 Chalis, unterwarf Syrien, Jerusalem und Aegypten; letzteres durch
seinen Befehlshaber Amru, welcher die herrliche Bibliothek zu
Alexandria den Flammen überlieferte. Othman oder Osman
643 erhielt die Obergewalt, als Omar durch Meuchelmord gefallen war,
und erweiterte der Araber Herrschaft durch die Eroberung von
(A/ Nordasrika, Persien und sendete seine siegreichen Flotten nach Cy-
pcrn und Rhodus. Auch er starb durch Meuchelmord, und nun
ernannte die Stimmenmehrheit Ali zum Ehalifen, den Gemahl
654 Fatima's, der Lieblingstochter des Propheten. Tapferkeit und ein
edler Aufschwung des Geistes zeichneten ihn aus; gleichwohl erlag
600 er den Umtrieben ehrgeiziger Häuptlinge; ein Meuchelmörder en-