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und grausamsten Weise Sie hofft, ihren Widerstand gegen die Vermählung
mit Hartmut dadurch brechen zu können, daß sie ihr die niedrigsten Dienste
einer Magd zumutet; sie muß Holz herbeitragen und die Zimmer heizen;
auch trennt sie die immer grausamer werdende Normannenkönigin von den
Jungfrauen, die zugleich mit Gudrun geraubt worden waren.
Vergebens bittet Hartmut, als er zurückkehrt und von der üblen Be-
Handlung hört, die Mutter um Schonung; auch seine Schwester Ortrun,
die herzliches Mitleid mit der unglücklichen Gudrun hatte, vermag deren
Los nicht zu bessern. Immer ingrimmiger wird Gerlind, als sie nichts
ausrichtet. Gudrun muß schließlich die Gewänder nicht nur der Königin,
sondern sogar des Gesindes am Meeresstrande waschen und ist vor Schlägen
nicht sicher, wenn sie der bösen Königin vor Augen kommt. Wohl em-
psindet sie die ihr zugefügte Schmach tief, doch ihr Herz bleibt geduldig
und ihr Sinn treu; die Hoffnung auf Rettung hält sie aufrecht. Und eine
ihrer Jungfrauen, Namens Hildburg, fleht so lange, bis ihr gestattet wird,
bie Arbeit der vereinsamten Königstochter zu teilen. Das erleichtert ihr
ein klein wenig ihr bitteres Los, baß sie ihrer Freunbin bas Leib klagen kann.
3. Als bie Normannen burch ben heimlichen Aufbruch bei Nacht sich
ber Rache ber Friesen entzogen hatten, war Wate mit Herwig notgebrungen
in bie Heimat zurückgekehrt. Die Verluste, die sie auf dem Wülpenfande
erlitten hatten, waren zu groß, als daß man augenblicklich an einen Heeres-
zug zur Befreiung Gudruns hätte denken können. Hilde mußte sich trotz
ihres Schmerzes etwa 13 Jahre gedulden, ehe die Jugend ihres Landes
herangewachsen war.
Auf einer Flotte fährt dann Wate mit Gudruns Bruder Ortwin und
ihrem Verlobten Herwig nach dem Normannenlande. Gerlind hat Gudrun
und Hildburg trotz schneidender Kälte wieder mit Wäsche ans Gestade ge-
sendet: da nahen sich in kleinem Neichen zwei fremde Männer, vor denen
die Jungfrauen zuerst fliehen wollen; aber, freundlich begrüßt, geben sie
doch Antwort auf bie Frage, ob bie vor Jahren aus Frieslaub geraubte
Königstochter Gubrun noch lebe. Balb stellt sich heraus, baß Ortwin und
Herwig mit Gubrun selbst sprechen. Der Bräutigam möchte am liebsten,
nachbem er bie Braut in ihrem bebauernswerten Zustanbe erkannt hat, sie
auf ber Stelle wegführen; boch Ortwin wehrt ihm: im Waffenkampfe sei
bie Schwester geraubt werben; auf bieselbe Weise wolle er sie auch zurück-
gewinnen.
So muß Gubrun noch einmal zu ber bösen Gerlinb zurückkehren; boch
wirft sie in sicherer Erwartung ber Rettung bie Gewänber, statt sie zu