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Nachdem die Glocke sich mindestens 24 Stunden verkühlt hat, kann
man die Dammgrube öffnen, den Mantel zerschlagen und die Glocke
aus der Grube winden.
Als Erfinder der Glocken nennt die Sage den Bischof Paulinus
von Nola in Kampanien, der um 400 n. Chr. lebte.
Ursprünglich wurde die Glockengießerei in den Klöstern be¬
trieben, namentlich in den Benediktinerklöstern. Im dreizehnten
Jahrhundert ging die Kunst mit dem Aufblühen der Städte und
Innungen an die letzteren über. Das Gewerbe wurde meist im
Umherziehen betrieben, die Gießer wanderten von einem Ort zum
andern. Die sorglich geheim gehaltene Fertigkeit pflanzte sich fast
ausschließlich nur unter Blutsfreunden fort, erbte sich von den Vätern
auf die Söhne und Enkel. So entstanden bestimmte Glockengießer-
familien, deren Namen wir schon in älteren Zeiten ganze Jahr¬
hunderte hindurch würden verfolgen können, wenn es vor dem
sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert allgemein üblich gewesen
wäre, daß sich die Meister auf ihren Werken allgemein namhaft
machten. Nach G. Tsch ach e.
28. Ein deutsches Kriegsschiff.
Seit dem Jahre 1893 besitzt Deutschland vier Schlachtschiffe
— Kurfürst Friedrich Wilhelm, Brandenburg, Weißenburg und
Wörth — die als das Brandenburggeschwader den Kern unserer
Hochseepanzerflotte bilden.
Der Seemann sieht diesen Schiffen die Seetüchtigkeit sofort
an; das hohe Vorderschiff mit den schlanken Formen bürgt dafür.
Mächtig, wie geschaffen zu kräftigem Vorstoß gegen den Feind, sehen
die Schiffe aus ohne überladen zu sein mit allerlei Aufbauten wie
manche Schlachtschiffe anderer Flagge. Die Schiffe sind 116 Meter
lang, an der breitesten Stelle 19,5 Meter breit, 10040 Tonnen groß
und haben bei gewöhnlicher Belastung 7,4 Meter Tiefgang. Jedes
der vier Schlachtschiffe ist mit einem Panzergürtel aus deutschem
Nickelstahl umgeben, der mittschiffs 40 Zentimeter stark ist; an den
Schiffsenden, wo die Wölbung wegen der Gefahr, daß Panzergeschosse
senkrecht auftreffen, kleiner ist, verjüngt sich der Panzer auf 30 Zenti¬
meter Dicke. Der 3 Meter breite Gürtel ist weit unter die Wasser¬
linie geführt, daß bei Schlingerbewegungen von etwa 15 Grad die aus
dem Wasser gehobene Schiffsseite noch gepanzert ist. Am Bug ist