2. Da sprach die Jammersreiche: „O weh mir armen Maid;
Jammer schafft mir Mes, die Freude wie das Leid.
Sind es Hildens Boten, sollen die so mich finden
Waschen auf dem Grieße, die Schande könnt' ich nimmer überwinden.
3. Da wandten sie sich beide und gingen eilends fort.
Doch waren schon so nahe die Männer jenem Ort,
Daß sie die Wascherinnen sahen an dem Strande;
Da wurden sie wohl inne, daß sie wollten fliehn von den Gewanden.
1. Sie sprangen aus der Barke und riefen ihnen nach;
„Ihr schönen Waͤscherinnen, wohin ist euch so jach?
Wit sind fremde Leute, das mögt ihr an uns spüren;
Scheidet ihr von hinnen, die reichen Kleider werdet ihr verlieren.“
5. Sie stellten sich, als hätten sie nichts davon vernommen,
Obwohl zu ihren Ohren die Stimme war gekommen.
Zu laut gesprochen hatte Herwig der König.
Daß er seiner Trauien so nah wär', des versah der Held sich wenig.
. Da sprach der Held von Seeland: „Ihr Mädchen minniglich
Wem gehören diese Kleider? Des bescheidet mich.
Hört ohne Falsch uns bitten! Zu Ehren allen Maiden,
Ihr mimiglichen Frauen, sollt ihr nicht von dem Gestade scheiden“
7. Da sprach die edle Gudrun: „Ich däuchte mich geschmäht,
Da ich ein Mädchen heiße und ihr mich habt gefleht
Bei aller Mädchen Ehre, wenn ich euch bitten ließe.“
So sprach zu ihm die Hehre, „drum müssen meine Augen überfließen.“
8. Sie gingen in den Hemden; die waren naß zu schaun;
Besser einst gelleidet sah man die edeln Frau'n.
Vor Kälte mußte beben das arme Ingesinde
Kläglich war ihr Leben; sie umwehten kalte Märzenwinde.
Mit gesträubten Haaren kamen sie heran.
Wie ihnen beiden waren die Häupter wohlgethan;
Doch sah man ihre Locken zerzaust vom Maͤrzenwinde;
Ob es regnet' ober schneite, weh' war dem armen Ingesinde.
10. Das Meer allenthalben noch mit Eise floß,
Das sich zerlassen wollte; ihre Sorge die war groß.
Durch die Hemden schienen, weiß wie der Schnee,
Die minniglichen Glieder; ihnen schuf die Scham Fremden
Weh.
11. Herwig, der edle, ihnen guten Morgen bot;
Wohl waͤr' den Heimatlosen ein guter Morgen Noth
Von ihrer bosen Meisterin hoͤrten sie nur Schelten.
„Guten Morgen, guten Abend“ kam den minniglichen Maiden selten.
12. „Ihr solli uns hören lassen,“ sprach Herr Ortewein,
„Wem diese reichen Kleider auf dem Strande sei'n
Oder Wem ihr waschet. Ihr beiden seid so schöne,
Wie thut er's euch zu Leide? Daß ihn Gott vom Himmel doch höhne!
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