Full text: Auswahl deutscher Dichtungen aus dem Mittelalter

13. ZIhr seid so schön, ihr dürftet wohl die Krone tragen 
Und einem reichen König als Erbinnen behagen. 
Landesfrauen heißen solltet ihr mit Ehre. 
Dem ihr so schmachvoll dienet, hat er so schöner Wäscherinnen mehre?“ 
14. Da sprach mit trübem Muthe das schöne Mãgdelein: 
Er hat wohl manche schöner, als wir mögen sein. 
Nun fragt, was ihr wollet; würd es die Meist'rin inne, 
Es mndch uns schlimm bekoinmen, säh' sie uns mit euch sprechen von den 
Zinnen.“ 
15. „Laßt es euch nicht verdrießen und nehmt unser Gold, 
Guter Spangen viere; das sei euer Sold, 
Daß ihr schͤne Frauen uns Kunde möget sagen; 
Wir geben sie euch gerne, daß ihr Bescheid uns sagt auf uns re Fragen 
is Golt laß euch eure Spangen selber wohlgedeihn, 
Wir nehmen nichis zu Lohne,“ sprach das Mäãgdelein; 
„Fragt, was ihr wollet; wir müssen schnell von hinnen. 
Sůh man uns bei euch beiden, das wär mir leid von Herzen und von Sinnen 
17. „Wem ist dieses Erbe und dieses reiche Land, 
Dazu die guten Burgen? Wie ist er genannt, 
Der euch oͤhne Kleider läßt so schmachvoll dienen? 
Wollt er auf Ehre halten, euch anders zu behandeln würd ihm ziemen. 
18. Sie sprach: „Der Fürsten Einer heißet Hartmuth; 
Dem dienen weite Lande und feste Burgen gut; 
Der andre heißt Ludwig von Normandie, der reiche. 
Ihnen dienen viel der Helden; sie sitzen ruhmvoll hier in ihrem Reiche. 
19. Gern möchten wir fie sehen,“ sprach da Ortwein. 
„Kbnnt ihr uns bescheiden, ihr schönen Mägdelein, 
Wo bir die Fürsten beide in ihrem Lande finden? 
Wir sind an sie gesendet, selber eines Königs Ingesinde.“ 
20. Gudrun, die hehre, sprach zu den Helden da; 
„Ich ließ sie in der Veste; heute Morgen sah 
Ich sie zu Bette liegen, wohl mit vierzig hundert Mannen; 
Ich weiß nicht zu sagen, ob sie seitkdem geritten sind von dannen.“ 
1 Da sprach der König Herwig: Könnt ihr uns sagen 
Vor Wem denn die Kühnen so große Sorge tragen, 
Daß sie so viel Helden halten zu allen Zeiten? 
Zog ich damit zu Felde, ich möchte wohl ein Königsland erstreiten 
32. Das kbnnen wir nicht sagen,“ sprachen die Fraun, 
„Wir wissen auch nicht, wohinaus liegen ihre Gau'n. 
Ein Land liegt in der Weite, das heißt Hegelingen. 
Sie furchten zu allen Zeiten, das möcht ihnen grimme Feinde bringen 
38. Noch itlerten vor Kuülte die schönen Mägdelein. 
Da sprach der Kbnig Herwig: „Möchte das doch sein, 
Daß es euch Minnigliche dauchte keine Schande, 
Wenn ihr edeln Mbchen uns're Mäntel trüget auf dem Strande 
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