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Aufgabe mehr und gab zu mancherlei Tadel Veranlassung. Durch Hab-
gierige Angeber veranlaßt, drängte der französische König Philipp der
Schöne den durch eine schmerzliche Krankheit geschwächten Papst zur
Aushebung des Ordens, der durch seinen Großmeister wenig ritterlich
vertreten wurde (1312). Die reichen Güter zog der König ein.
Später als die zwei genannten Orden entstand der Deutsche
Ritterorden (1128), dessen Mitglieder Deutsche sein mußten. Nach
ihrer Vertreibung aus Palästina (1291) ließen sich die deutschen Ordens-
ritter in Venedig nieder. Im Jahre 1228 schickte der Hochmeister
Hermann von Salza den Landmeister Hermann Balk mit einer
rüstigeu Schar Ritter zu dem Lande der Preußen, um ihnen Christentum
und christliche Kultur zu bringen. Als im Jahre 1525 der letzte Hoch¬
meister Albrecht von Brandenburg das Ordensland in ein
weltliches Herzogtum verwandelte, zog ein Teil der Ordensritter
nach Mergentheim an der Tauber in Württemberg. Im Jahre 1809
hob Napoleon den Orden in den Rheinbundstaaten auf. In Österreich
besteht er in anderer Form noch heute und widmet sich, wie der Malteser-
und Johanniter-Orden in Deutschland, der freiwilligen Krankenpflege im
Kriege.
Der Vürgerstand. Die Städte waren durch Gräben und Wälle,
im späteren Mittelalter durch zinnengekrönte Mauern und starke Türme
befestigt. Über die Gräben führten Zugbrücken zu den sesten Toren, die
nachts geschlossen, tagsüber von bewährten Bürgern bewacht wurden.
Außerhalb der Stadtmauern lagen die Weiden, wohin jeden Morgen
von den Stadthirten das Vieh getrieben wurde.
Da die Häuser planlos um die Burg oder die Kirche gebaut
wurden, waren die Straßen unregelmäßige, krumme und enge Gaffen.
Vor den Häusern lagen Düngerhausen, und ohne Aussicht trieben sich
Schweine, Hühner und Gänse auf den Straßen umher. Aller Unrat
wurde vor die Tür geworfen, und da es an Abzugskanälen fehlte, war
bei Regenwetter der Schmutz mancherorts so groß, daß man Holzschuhe
oder Stelzen benutzen mußte, um durch all den Kot hindurchzukommen.
Wegen der großen Unreinlichkeit traten wiederholt gefährliche Seuchen
auf. und eingeschleppte Krankheiten, besonders der Aussatz, forderten
jährlich zahlreiche Opfer. Geräumig waren nur die wenigen freien
Plätze, besonders der Marktplatz, der mit prächtigen Brunnen und in
Niederdentschland oft mit einer Rolandssäule geschmückt war.
Die Häuser, meist mit dem Giebel nach der Straße gerichtet,
waren aus Holz und Lehm gebaut und mit Stroh oder Schindeln ge-