Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

B. Die landesväterlichen Bestrebungen der Hohenzollern ꝛc. 
„3 
einige Metzen. Kaum irgend jemand hatte die erteilte Anweisung 
zu ihrem Anbaue recht begriffen. Wer sie also nicht gerade in 
seiner getäuschten Erwartung auf den Kehrichthaufen warf, ging 
doch bei der Anpflanzung so verkehrt als möglich zu Werke. 
Einige steckten sie hier und da einzeln in dié Erde, ohne sich 
weiter darum zu bekümmern. Andere (und darunter war auch 
meine liebe Grobmutter) glaubten, das Ding noch klüger anzu— 
greifen, wenn sie diese Rartoffeln auf einen Haufen schũtteten 
und mit etwas Erde bedeckten. Da wuchsen sie nun zu einem 
dichten Filze ineinander, und ich sehe noch oft in meinem Garten 
nachdenklich den Fleck an, wo die gute Frau hierin ihr erstes 
Lehrgeld gab. 
4. Nun aber mochten wohl die Herren vom Rate gar bald 
in Erfahrung gebracht haben, daß es unter den Empfängern 
viele lose Schelme gegeben, die ihren Schatz gar nicht einmal der 
Erde anvertraut hätten. Darum ward in den Sommermonaten 
durch den Ratsdiener und Feldwächter eine allgemeine und strenge 
Kartoffelschau veranstaltet und den widerspenstig Befundenen eine 
kleine Geldstrafe auferlegt. Das gab wieder ein grobes Geschrei 
und diente auch eben nicht dazu, der neuen Frucht in den Be- 
straften bessere Freunde und Gönner zu erwecken. 
Das Jahr nachher erneuerte der König seine wohltätige 
Spende. Allein diesmal verfuhr man dabei höhern Orts zweck- 
mãäßiger. Es wurde zugleich ein Landreiter mitgeschickt, der als 
ein geborener Schwabe des Kartoffelbaues kundig und den Leuten 
bei der Auspflanzung behilflich war und die weitere Pflege besorgte. 
do kam also die neue Frucht zuerst ins Land und hat 
seither durceh immer vermehrten Anbau kräftig gewehrt, daß 
je wieder eine Hungersnot so allgemein und drückend hat um 
sich greifen können. Doch erinnere ich mich gar wohl, daß ich 
erst volle 40 Jahre später bei Stargard zu meiner angenehmen 
Verwunderung die ersten RKartoffeln im freien Felde gefunden 
haho.“ J. Nettolbech. Gekræt. 
255. Friedrich Wilhelm II. (1786 - 17097). 
Wanlspruche „Aufrichtig umd stamndhaft“ (Sincere 
et constanter). 
1. „Der Fürst ist für die Gesellschaft, was der Kopf für den 
Körper ist; er muß für die ganze Gesellschaft sehen, denken, handeln, 
um ihr alle Vorteile, deren sie fähig ist, zu verschaffen.“ So hatte 
Friedrich II. die Aufgabe seiner Regierung bestimmt, so hatte er sie 
geführt. Es war jedenfalls keine kleine Äufgabe, vor die er seinen 
Rachfolger gestellt hatte, indem er sich persönlich und ausschließlich zur 
Triebfeder des großen Staatskörpers machte. Man darf deshalb diesen
	        
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