Hannooer im Siebenjährigen Kriege.
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Ferdinand hatte „sich in der strengen Kriegsschule Friedrichs des Großen zu einem
ausgezeichneten Offizier ausgebildet und an sämtlichen Feldzügen des großen
Königs ruhmvollen, hervorragenden Anteil genommen". Schon wenige Wochen
nach dem vertrage von Zeven kam Ferdinand beim Heere an und fing sofort
an, die Franzosen von Stade her nach Süden vor sich her zu treiben. Beim
Eintritt des Winters waren schon die Bezirke Stade und halb Lüneburg vorn
Feinde frei. Den IDinter über lagerte Ferdinand in Ülzen und Umgegend. Hber
schon im Februar brach er wieder auf, und schon im April war ganz Hannover¬
land von den Franzosen verlassen. Hber noch weiter, bis über den Rhein, ver¬
folgte Ferdinand den Erbfeind und brachte ihm 1758 bei Krefeld eine ver¬
nichtende Niederlage bei.
Der Sieg bei Minden. 3m folgenden Jahre aber drang aufs neue ein
gewaltiges französisches Heer durch Westfalen gegen Hannover vor. Die wichtige
Festung Minden fiel durch Derrat in die Hände der Franzosen, und so schien der
Weg ins Hannoverland wieder offen zu liegen. Hber schon war Ferdinand
von der Ems her unterwegs und besiegte die Franzosen in der Schlacht bei
Minden vollständig - die hannoverschen Garden und die englische Infanterie
hatte sich in der Schlacht vor allen andern ausgezeichnet und wurden vom
Feldherrn besonders gelobt. Noch drei Jahre dauerten die Kämpfe mit den
Franzosen- noch manches kleine Treffen wurde geschlagen, aber nie mehr kamen
die Franzosen infolge der geschickten Kriegsführung Ferdinands über Süd¬
hannover hinaus. HIs nach dem Frieden Ferdinand nach Hannover kam,
wurde er von der Bevölkerung mit großer Begeisterung empfangen.
„Drei Bürgerfompagmen in roter und blauer Uniform mit schönen Westen und
Tressenhüten holten ihn zu Pferde beim Döhrener Turm ein und geleiteten ihn unter
dem Jauchzen des Volkes nach dem Fürstenhofe, flm Abend war die Ehrenpforte auf
der Marktstraße beim Rathaufe mit tausend Lampen illuminiert, ebenso erglänzte die
ganze Stadt, durch deren Straßen der Herzog mit den Prinzen von Braunfchroeig fuhr,
von einem Lichtmeere. Bälle bei Hofe und bei den Ministem, wie ein Fest auf dem Rat-
Hause ehrten den Helden, welcher bei seinem Abschiede von Hannover von den berittenen
Bauern der Dörfer Döhren, Wülfel, Laatzen usw. bis an die Grenze des hildesheimischen
gebracht wurde."
2. Die Provinz Hannover unter dem Zranzosenjoch 1805—15.
hannoversche Zustände um 1800. König Georg III., der seit 1760 auf
dem englischen Thron saß, war ein Stockengländer, der während seiner langen
Regierungszeit das Land seiner Väter nie gesehen hat. Das Kurfürstentum
Hannover wurde immer mehr zu einem bloßen Hnhängsel von England und
immer rücksichtsloser dessen Zwecken dienstbar gemacht. In Hannover regierte
an Stelle des Königs das Kollegium der (BeHeimen Räte, die ungefähr tun
und lassen konnten, was sie wollten, und alle gut bezahlten Stellen innehatten.
Sie drückten nicht gerade das Volk, das im Gegenteil in einem bescheidenen
Wohlstand lebte; aber sie brachten das Land nicht vorwärts. Huf allen Gebieten
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