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die Alpen, um unter Italiens heitern, tiefblauen Himmel die herr¬
lichen Gegenden, die ehrwürdigen Reste des Alterthums (Antiken),
die erhabenen Schöpfungen der neueren Kunst zu bewundern.
Das heutige Italien oder Welschland liegt zwischen
23 — 36° L., 36 — 46° Br., hat 5600 Q. M.,24 Mill. E. —
Im R. ist es von Frankreich, der Schweiz und Deutschland,
übrigens aber vom Meere umgeben. Die Nordgrenze wird meistens
von den Alpen gebildet. Der Zug von St.Gotthard östlich ent¬
hält die Ortles-, Tyroler und karnischen Alpen; der west¬
liche bis zum Montblanc (14800') heißt die penninischen
oder Walliser A-, deren Fortsetzung bis zur französischen Grenze
die cottischen oder Dauphineer A. genannt wird und den
(13,000' h.) Mont Viso enthält. Durch die Seealpen
werden die letzteren mit den Appeninen verbunden, welche sich
bis zum Kap Spartivento in Calabrien (Kdrfr. 11. Nr. 53.)
xmb dem Kap Leuca in Apulien hinziehen. Außer dem Po
und der Etsch, die sich ins adriat. M. ergießen, sind hier noch
die Tiber und der Arno, die in das Mittelm. münden, zu
merken. Die größten Seen sind der Lago maggiore (spr.
madschore), der Comer und der Gerdasee an der N. Grenze.
JDet Boden ist fruchtbar, aber durch Schuld der Einwohner
oder der Verfassung schlecht angebaut. Bedeutende Sümpfe, wie
die pontinischen, machen in ihrer Nähe durch üble Ausdünstun¬
gen die Luft ungesund. Das Klima ist warm und angenehm,
an den Küsten vorzüglich milde und im S. heiß. Produkte:
Silber, Kupfer, viel Eisen, Quecksilber, Salz,' Lava, Marmor
und Alabaster; ganze Wälder von eßbaren Kastanien, Orangen-
und Citronenwäldec, selbst Zimmet- und Pfefferbäume, auch
Reiß, alle Arten von Hülsenfrüchten, Gartengewächse und
viele Arten von Obst; gute Pferde, Maulthiere, Esel, herrliches
Rindvieh, feinwollige Schafe, Ziegen, Schweine, Geflügel, schöne
Fische, Seidenraupen und Bienen, besonders in den blumigen
Auen Siciliens, Gemsen, Murmelthiere und Wildpret im N.,
Skorpionen und Taranteln sind Plagen dieses gesegneten Landes.
In Hinsicht der Betriebsamkeit steht das schöne Italien an¬
dern Ländern nach (das italienische llnlee far niente, süße
Nichtsthun ist sprüchwörtlich geworden). Die wichtigsten Fabriken
sind die in Seide. Auch der Handel der Italiener ist nicht von
Bedeutung. Der vortrefflichen Lage ungeachtet beschränkt sich
der Seehandel größtentheils nur auf die Küsten des eigenen Lan¬
des. Der auswärtige Handel wird daher von andern europäi¬
schen Völkern betrieben, welche dir natürlichen Erzeugnisse Ita¬
liens abholen. Zu Wasser geht das meiste nach Frankreich und
England, zu Lande nach Deutschland durch die Schweiz, zum
theil auch über Triest. Die Künste haben hier mehr Glück ge¬
macht als die Wissenschaften; doch giebt es auch einige be¬
rühmte hohe Schulen. Im Ganzen wird für Volksbildung