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Fällt Jemand dem alten Herrn lästig, so gibt das Thier seinen ttli-
willen durch Geschrei zu erkennen, und beißt auch wohl. Geht er in
ein Wirthshaus, so folgt ihm der Vogel, wenn man ihn einlaßt, und
bleibt hinter dem alten Herrn stehen, bis dieser sein GlaS Bier getrun¬
ken hat. Wird ihm aber der Eintritt nicht gestattet, so wartet er vor¬
der Thür, bis der Herr herauskommt."
3V. Die Amphibien.
Man hat sonst gesagt, die Amphibien seien Thiere, welche gleich
gut auf dem Lande und im Wasser leben konnten. Ties ist unrichtig, ob¬
gleich ihr Nanre daher rührt. Nur ganz wenige unter ihnen können nach
Belieben ihren Aufenthalt in dem einen oder dem anderen Elemente
nehmen. Aber alle haben unvollkommnere Lungen als die Säugethiere
und Vögel, und doch nicht blos Kiemen wie die Fische. Die Amphibien
haben eine sehr verschiedene Bildung; denn einige sind vierfüßige, wie die
Schildkröten, Frösche und Eidechsen; andere, die Schlangen, haben einen
lang gestreckten, walzenförmigen Körper, ohne Füße und ohne irgend ein
äußeres Bcwegungswerkzeug; daher die Eintheilung dieser Thiere in
kriechende und schleichende. Einige haben eine knöcherne Schale zu ihrer
Bedeckung, wie die Schildkröten; andere hornartige Steife oder zahlreiche
kleine Schilde oder Schuppen, wie die Krokodile; noch andere haben
eine nackte, nur mit Schleim überzogene Haut, wie die Laubfrösche. —
Merkwürdig ist, daß viele dieser Thiere ein so zähes Leben haben
und das Athein-Holen so lange entbehren können. Auch ein sehr hoher
Grad von Hitze und Kälte tödtet sie nicht, denn man hat Beispiele von
Fröschen, welche in dichte Eisschollen eingefroren waren, und doch noch
lebten, als das Eis. geschmolzen war. Sogar sind Kröten mitten in
Baumstämmen und Steinen, wo sie nach wahrscheinlicher Berechnung
wohl ein halbes Jahrhundert und noch länger geschlummert hatten, am
Leben geblieben. Überhaupt ist die Lebenskraft der Amphibien außeror¬
dentlich. Einige Gattungen ertragen sogar Verstümmlung der Glieder,
wie denn bei manchen Schlangen der abgeschnittene Schwan; sich wieder
ersetzt. Daß aber den Fröschen die ausgerissenen Füße wieder wachsen
sollen, ist eine Lüge; und so wohl auch manchen Leuten die Froschscheilkel
schmecken, so verabscheuungswürdig ist die Grausamkeit, womit sie sich
diese Leckerei verschaffen.
Weiter ist bemerkenswerth, daß einige Amphibien die Farbe ihrer
Haut in kurzer Zeit ändern, wie der Laubfrosch und verschiedene Eidech¬
sen, besonders eine gewisse Art davon, das Chamäleon; daher ist es ge¬
kommen, daß man von einem veränderlichen Menschen sagt, er sei ein
wahres Chamäleon.
Ihre Nahrung ist sehr mannigfaltig doch meistens aus dem Thier¬
reiche. Die meisten nähren sich von Insekten, nur die Schildkröten fressen
Gras, die großen Schlangen aber auch Säugethiere, die Krokodile ver¬
schmähen diese auch nicht, begnügen sich aber meistens mit Fischen.
Einige Amphibien, vorzüglich einige Schlangenarten haben ein Gift
bei sich, womit sie sich gegen ihre Feinde vertheidigen. Auch die Kröten
haben einen Saft, den sie in der Angst wegspritzen, der zwar nicht giftig
ist, wohl aber stinkend und ätzend.