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füllen die Puppenbälge, werden beim Verpacken von Flaschen und Eis,
beim Reinigen der Metalle und endlich beim Räuchern von Fleisch und
Fischen benutzt. Glasscherben und zerbtochene Flaschen kommen wieder
in die Glashütte, werden von neuem geschmolzen und zu Geschirren
geformt. Nagelstückchen und alte Stahlschnitzel aus Nadelfabriken geben
den Stoff zu den besten Büchsenläufen, und alte Blechgeschirre und
Eisenstücke kehren zu den Schmelzhütten zurück. Es ist sogar möglich,
daß die Tinte, mit der wir schreiben, früher ein Teil eines eisernen
Faßreifens war. Die beste Buchdruckerschwärze, welche Kupferstiche oder
Buchstaben schwärzt, wird aus verbrannten Weinkernen und Trauben—
hülsen hergestellt. Abschnitzel von verzinntem Eisenblech werden wieder
in Zinn und Eisen zerleg Alle Metallabfälle lassen sich verwerten.
In neuester Zeit haben sicn Vereine gebildet, welche sich die Abfälle
aller Art, Gigarrenabschnitte, Karten, Kapseln von Weinflaschen
u. s. wm. aus den Haushaltungen erbitten und durch deren Verkauf die
Mitten z3u allerlei wohlthätigen Zwecken beschaffen. — So vermag der
Gewerbsleiß aus Dingen, welche scheinbar zu nichts mehr nütze sind,
durch abermalige Verarbeitung oft die wertvollsten Gegenstände herzu—
stellen. Es gibt kaum einen Abfall, der nicht in irgend einer Weise
verwandt werden könnte, und wo es noch nicht geschieht, muß man
darauf sinnen, eine Verwendung ausfindig zu machen. In einem guten
Haushalte wie in einer guten Werkstatt darf nichts verloren gehen.
Wer geringe Dinge wenig acht't, sich um geringere Mühe macht.
Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers nicht wert.
152. Die Mässigkeit.
Nach Dr. Axel VWinekler.
Vor vierhundert Jahren lebte zu Padua ein Edelmann, aus
Venedig gebürti mit Namen Ludwig Cornaro. Er war von
sehr vornehmer LFamilieé: vier seiner Vorfahren waren Dogen der
Republik Venedig gewesen, und seine Tante, Katharina Cornaro,
war Königin von Oypern. Er hatte Geld im Uberfluss, besals
Schlõösser und Landgũter, war lustig und guter Dinge und wollte
sein Leben geniessen. So lebte er denn alle Tage herrlich und
in Freuden, wie der reiche Mann im Evangelium; er fehlte auf
keinem PFeste, auf keinem Trinkgelage und ass und trank über
die Massen, weil es ihm gar so gut schmeckte.
Das ging so Tag für Tag, bis unser Cornaro 35 Jahre alt
war — da wurde er krank. Er bekam die Gicht, Magen-
schmerzen, Seitenstechen, und trotz aller angewendeten Arzneien