fullscreen: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen

264 III. Der Dreißigjährige Krieg. 
Wallonen vergnügten sich damit, Kinder in die Flammen zu werfen, 
Säuglinge in den Armen der Mütter aufzuspießen. Um das Ent- 
setzen noch zu vermehren, war gleich zu Anfang an verschiedenen 
Orten Feuer ausgebrochen. Jetzt erhob sich ein Sturmwind, der die 
Flamme mit reißender Schnelligkeit über die ganze Stadt ver- 
breitete. Fürchterlich war das Gedränge durch Qualm und Leichen, 
durch gezückte Schwerter, durch stürzende Trümmer, durch strömendes 
Blut. Die unerträgliche Glut zwang endlich selbst die Würger, sich 
aus der Stadt ins Lager zu flüchten. In weniger als 12 Stunden 
lag Magdeburg bis auf zwei Kirchen und einige Fischerhütten in 
Schutt und Asche. — Tilly war an der Zerstörung der volkreichen 
Stadt jedenfalls unschuldig: mußte ihm ja doch daran liegen, sie 
sich als Waffenplatz zu erhalten. Aber den- Würgeszenen tat er 
keinen Einhalt, und erst am dritten Tage, als er seinen Einzug 
hielt, hörte das Morden und Plündern auf. Mehr als 6000 Leichen 
wurden in die Elbe geworfen, eine weit größere Zahl hatte das 
Feuer verzehrt; von 35000 Einwohnern blieben nur 1500 am 
Leben. Gegen 1000 Menschen wurden aus der Domkirche hervor- 
gezogen, wo sie drei Tage und drei Nächte in fortwährender Todes- 
furcht und ohne alle Nahrung zugebracht hatten. Wohl hatte 
Pappenheim recht, wenn er an den Kaiser berichtete, seit Trojas 
und Jerusalems Zerstörung sei kein solcher Sieg gesehen worden. 
Die Knude von Magdeburgs grauenvollem Schicksal verbreitete 
allgemeines Entsetzen im protestantischen Deutschland. Alle, die bisher 
noch _ unschlüssig gewesen waren, fielen jetzt dem Schwedenkönige zu. 
Ferdinands Gewalt wurde immer verhaßter, und die zurückgehaltene 
Wut suchte Rache. 
4. Gustav Adolfs Siegeszug von der Ostsee bis zur Isar. 
Gustav Adolf (geb. 1594) war der Sohn Karls IX. und 
Enkel Gustav Wasas, des Befreiers der Schweden vom dänischen 
Joche. Er war groß, hatte eine breite Stirn, große graue Augen, 
eine wohltönende Stimme und einen edlen, würdevollen Anstand. 
Seine ganze Erscheinung flößte Ehrfurcht und Vertrauen ein. Furcht 
war ihm unbekannt, und in allen Kriegen bewies er die größte 
Tapferkeit und den unerschrockensten Mut. Als König wie als 
Feldherr gleich groß, besaß er nebenbei nicht unbedeutende wissen- 
schaftliche Bildung. Er redete fünf Sprachen mit seltener Fertigkeit 
und hatte sich nach dem Geiste der damaligen Zeit mit Vorliebe 
theologischen Studien gewidmet. Was ihn aber vor allem aus¬ 
zeichnete, war ein wahrhaft religiöser Sinn; nie unternahm er etwas 
Wichtiges, ohne Gott um Beistand anzuflehen. Fromm und duldsam
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.