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89. Butterblumen.
Vor einigen Wochen haben wir einen Ausflug gemacht.
Drauben fanden wir einen Rasenplatz, auf dem alles voll
Butterblumen stand. Sie sahen wunderschön aus und
hatten alle ihre goldgelben Blüten nach derselben Richtung
gewendet. Unsere Mutter sagte: „Wenn die Sonne des
Morgens aufgeht, so öffnen sie sich und Kehren ihre Blüten
während des ganzen Tages der Sonne zu, bis diese am
Abendhimmel verschwindet. Dann schließen sie sich
wieder und scheinen während der Nacht zu schlafen.“
Wir pflũckten uns einige. Aus dem Stengel flob ein
klebriger, milchweiber Saft, und meine kleine Schwester
Marie rief: „Die arme Butterblume blutet.“ „Nehmt
euch damit in acht,“ mahnte die Mutter; „wenn der Saft
an eure Kleider kommt, so gibt es Hlecke.“
Mein Bruder Fritz nahm einen hohlen Stengel in den
Mund und blies darauf. Er Konnte aber nur einen oder
zwei Tõne hervorbringen. Meine Mutter zeigte uns noch,
wie man sich aus den Stengeln eine Kette machen Kann.
gie steckte das dünne, obere Ende in das untere, so dab ein
Ring entstand. Dann zosg sie einen zweiten Stengel dureh
den Ring und bildete aus ihm einen neuen usw. Fritz
schnitt auch den oberen Teil des Stengels der Lange nach
ein und rollte die beiden Hàlften auf, indem er sagte: „Ich
mache mir einen Schlüssell' —
Als wir am Sonntag wieder an den Ort kamen, standen
an Stelle der Blũten lauter zarte, kugelrunde Haarköpfchen
dort. Wir betrachteten sie und freuten uns darüber, wie
regelmãßig sie gebildet waren. Wenn man dagegen blies,
so flogen die Haarkröõnchen lustig im Winde davon. Auf
dem kleinen Kopf aber, wo sie gestanden hatten, san man
viele Kleine Punkte in gebogenen Linien nebeneinander
stehen.
Der Vater sprach:,Nun seht euch auch einmal ein solches
Haarkrönchen an. Unten trägt es ein Kleines Samenkorn.
Darauf steht ein Härchen, das sich oben an einem Punkt
In viele Lleine Strahlen auflööt. Der Wind treibt so ein