Der Kronprinz u. Friedrich d. Gr.; die Confirmation; seine Erziehung. 357
mein Tagewerk ist bald vollbracht. Ich fürchte, Du wirst 'mal einen schweren
bösen Stand haben. Rüste Dich, sei firm! Denke an mich! Wache über unserer
Ehre und unserem Ruhm. Begehe keine Ungerechtigkeit; dulde aber auch keine.
Halte es stets mit dem Volke, daß es Dich liebe und Dir vertraue; darin nur
allein kannst Du stark und glücklich sein." Er maß mich, so erzählt Friedrich
Wilhelm weiter, mit festem Blicke von der Fußsohle bis zum Scheitel, reichte
mir die Hand, küßte mich und sagte: „Vergiß diese Stunde nicht!"
Bald nach Friedrichs Tode erhielt der junge Thronfolger den Grafen
Karl von Brühl zum Gouverneur; den Confirmationsuuterricht ertheilte ihm
der Hofprediger Sack, von welchem er am 4. Juli 1787 eingesegnet wurde.
Das von dem Prinzen damals ausgearbeitete Glaubensbekenntniß zeigt, daß
des Geistlichen Hauptaugenmerk bei dem Religionsunterrichte auf die prak¬
tische Seite des Christenthums gerichtet war und daß er dem königlichen
Jünglinge die Pflichten seines künftigen Berufes ernst und eindringlich vor¬
gehalten hatte.
Der Unterricht des jungen Prinzen in den Wissenschaften wurde nicht
so sorgfältig behandelt, wie man es hätte erwarten sollen; ihm selbst fehlte
es nicht an einer tüchtigen geistigen Befähigung, noch an redlichem Willen
und anhaltendem Fleiße, doch scheint die ihm ertheilte Anleitung weder in
den alten Sprachen, noch in der Geschichte eine recht gründliche gewesen zu
sein. In der deutschen Sprache und Literatur unterwies ihn der bekannte
Schriftsteller Engel. — Auch die Theilnahme an den Staatsgefchäften war
selbst in den späteren Jahren für den Kronprinzen keine regelmäßige, und er
verdankte es nur seinem eigenen ernsten Interesse für feinen künftigen Beruf,
daß er denselben dennoch mit einer gewissen Sachkenntniß antreten konnte.
In den Jahren 1792 bis 1795 nahm der Kronprinz an den Feldzügen
gegen Frankreich und gegen Polen Theil und zeichnete sich durch Tapferkeit
und Unerschrockenheit aus, zugleich erwarb er sich durch feine herzliche Theil¬
nahme und Menschenfreundlichkeit die Liebe und das Vertrauen des ganzen
Heeres.
Luise, Friedrich Wilhelm's Gemahlin*). Zu jener Zeit, nach dem
Feldzuge von 1792 war es, wo Friedrich Wilhelm das schönste Kleinod kennen
lernte, welches ihm und mit ihm seinem Volke beschieden war, seine edle
Gattin Luise. Dieselbe war am 10. März 1776 geboren, eine Tochter des
Herzogs Karl Ludwig von Mecklenbnrg-Strelitz, welcher damals noch als
Feldmarschall in hannöverschen Diensten stand, im Jahre 1794 aber seinem
Bruder in der Regierung des Herzogthums Mecklenburg folgte. Ihre Mutter
war eine darmstädtifche Prinzessin: dieselbe starb schon im Jahre 1782, der
Herzog verließ nach ihrem Verluste Hannover, um in der Stille des Schlosses
Herrenhaufen Beruhigung und Trost zu suchen. Luise wurde mit ihren drei
Schwestern der Obhut eines durch Geistesgaben ausgezeichneten Fräulein
von Wolzogen übergeben, bis der Vater sich mit der Schwester seiner ver¬
ewigten Gemahlin wieder verehelichte. Als auch diese durch den Tod ihm
wieder entrissen wurde, zog er nach Darmstadt, wohin zur Erziehung der
*) Nach: Luise, Königin von Preußen, von Adami, 1851, welcher Schrift das
von der Frau von Berg gezeichnete „Lebensbild" zu Grunde liegt.