Worte des Regenten bei Eröffnung des Landtags. 497
Regent die Regierung zu führen entschlossen war. Das Land kam ihm dabei
vertrauensvoll entgegen. Die bald nach Einsetzung der Regentschaft ein¬
tretenden Neuwahlen zum Abgeordnetenhaus waren als ein Ausdruck dieses
Vertrauens anzusehen.
Als der Regent int Januar 1859 die beiden Häuser des Landtags zum
ersten Male wieder um sich versammelte, begann er seine Thronrede mit fol¬
genden Worten:
„Die Stunde, in welcher ich Sie um den Thron vereinigt sehe und
mit herzlichem Gruß willkommen heiße, erfüllt mich mit tiefem Ernste. Die
Ausübung dieses königlichen Rechtes ruft noch lebhafter als sonst die schmerz¬
volle Erinnerung in mir wach an das schwere Leiden, von welchem nach Gottes
uuerforschlichem Rathschlusse unser allergnädigster König und Herr noch fort¬
dauernd heimgesucht ist. Mit mir sendet sein treues Volk innige Gebete zu
dem Allmächtigen, daß Er in Seiner Gnade unsern König unter einem mil¬
deren Himmel stärken und genesen lassen möge."
„Meine Herren! In voller Anerkennung der hohen Bedeutung Ihres
Berufes fordere ich Sie auf, durch ihre Einsicht und Hingebung meine Re¬
gierung anf dem Wege zu unterstützen, welchen ich im Hinblick auf Preußens
Aufgabe, seine glorreiche Geschichte und die vaterländischen Traditionen be¬
treten habe, und den ich unter Gottes Beistand mit Festigkeit in den von mir
unverrückbar gezogenen Grenzen zu verfolgen entschlossen bin. Hierbei dem
Könige die Rechte seiner Krone ungeschwächt zu erhalten, ist eine der Haupt¬
aufgaben meiner Regentschaft." ....
Am Schlüsse seiner Rebe sagte der Regent:
„Als ich vor wenigen Monaten von bieser Stelle zum ersten Male als
Regent zu ben Vertretern bes Vaterlanbes sprach, sortierte ich bicsetben auf,
mit mir die Fahne Preußens hoch zu tragen. Auf bieser Fahue steht:
„Königthum von Gottes Gnaben, Festhaltuug au Gesetz
unb Verfassung, Treue bes Volkes und des siegbewußten
Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, Gottes¬
furcht."
Wohlan! Meine Herren! Helfen Sie mir diese Fahne hochtragen. Wer ihr
folgt, der folgt mir. Dann werden wir auf Preußens Gegenwart mit dem¬
selben Stolz, wie auf feine glorreiche Vergangenheit blicken können, und auf
spätere Geschlechter den altpreußischen Geist vererben, welcher in dem, wenn
auch mit Wehmuth gemischten, dennoch begeisterten einmüthigen Rufe seinen
Ausdruck findet: Seine Majestät der König lebe hoch!"
Der Krieg in Italien. Die erste Zeit der Regentschaft war durch
wichtige europäische Ereignisse bewegt. In Italien entbrannte ein heftiger
Kamps, indem der König von Sardinien Victor Emmanuel im heimlichen
Einverständniß mit dem Kaiser der Franzosen Napoleon III. es unternahm,
die Lombardei der österreichischen Herrschaft zu entreißen und zugleich die
Bevölkerung der übrigen italienischen Staaten zum Aufstaud gegen ihre Für¬
sten zu treiben, um ein einiges Italien unter seiner Herrschaft herzustellen.
Der Prinz-Regent von Preußen war schon beim Beginn der Verwickelung
bereit, Oesterreich seine Unterstützung zu gewähren, besonders um den dro-