Theseus.
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Als Jüngling ging er nach Delphoi und weihte
dem Apollon feilt Haupthaar. Von da zurück¬
gekehrt, wurde er von feiner Mutter zu dem
Felsblock geführt, unter welchen einst Aigeus, als
er von Troizett nach Athen zurückkehren wollte,
Schwert und Schuhe gelegt hatte, mit dem Auftrag,
wenn Th. so alt fei, daß er bett Felsblock auf¬
heben und Schwert uitb Schuhe hervornehmen
könne, ihn nach Athen zu schicken. Th. nahm
stürzten Vater wieber in bie Herrschaft einsetzte.
Darauf stellte Aigeus seinen Sohn dem Volke
vor. Die Söhne des Pallas aber, des Bruders
von Aigeus, welche nach des Aigens Tode die
Herrschaft zu erben gehofft hatten, empörten sich,
wnrden jedoch von Th. durch den Verrath des
Heroldes Leos besiegt und erschlagen. Daraus
fing Th. den marathonischen Stier lebendig und
opferte ihn dem Apollon Delphinios. Als um
Schuhe und Schwert und machte sich mit den¬
selben als Erkennungszeichen für feilten Vater
auf bett Weg nach Athen. Unterwegs hatte er
allerlei Abenteuer zu bestehen. Bei Epibattros
erschlug er den Periphetes, S. des Hephaistos,
Koryiietes (Kenlenträger) genannt, weil er mit
einer Keule die Reifenden tobtete, und führte
dann feilte Keule. Auf dem Jsthmos überwältigte
er den Räuber Sinis (Sinnis), Sohn des Poly-
pemon oder des Poseidon, der Pityokamptes
(Fichtenbenger) hieß, weil xx die Reisenden durch
herabgebogene und in die Höhe schnellende Bänme
zerriß. Th. tobtete ihn aus bieselbe Weise; mit
feiner Tochter Perignne zeugte er bett Melanippos
(Ov. met. 7, 400ff.). Ferner erlegte er die krom-
myonifche San, P ha ist (die Grctue), nnd an der
Grenze von Megaris und Attika, aus dem fkiro-
nifcheu Felsen, den Skiron, der die Vorüber¬
gehenden beraubte und zwang, ihm die Füße zu
ivafcheit, worauf er sie mit den Füßen ins Meer
2 stieß; eilte Schildkröte fraß die Leichen. In
Elenfis überwand er den arkadischen Ringer $ er¬
st) ou, Sohn des Poseidon, Halbbruder des Tri-
ptolemos, am Kephiffos den Damastes oder
Polypemon, Prokrustes (Ausrecket) genannt,
weil er die Fremden in feiner Bettstelle so lange
ausreckte, bis sie starben. Am Kephissos ließ er
sich durch die Phytaliden (s. Phytalos) von dem
vergossenen Blute reinige» und begab sich dann
zu seinem Vater, bei welchem sich gerade die von
Korinth geflüchtete Medeia befand (f. Argo¬
nauten, 6.). Diese, den Th. erkennend, über¬
redete den Aigeus, ihn bei dem Mahle durch einen
Giftbecher zu tödteu; als aber Th. das Schwert,
das Kennzeichen feiner Abkunft, zog, um das
Fleisch zu zerlegen, erkannte ihn der Vater, und
Medeia entfloh mit ihrem und des Aigeus Sohne
Medos nach Kolchis, wo sie ihren vom Thron ge-
diese Zeit der wegen der Ermordung des Anbro-
geos (f. b.) bett Athenern von Minos auferlegte
Tribut von 7 Jünglingen nnd 7 Jungfrauen, der
alle 9 Jahre znm Fraße für beit Minotauro» ge¬
liefert werben mußte, zum dritten Male ein¬
gefordert wurde, erbot sich Th. freiwillig, mit
nach Kreta zu gehen, und versprach feinem Vater,
bett Minotauros zn tobten. Er besiegte ben Mino- 3
tauros int Labyrinthe uitb rettete sich ans den
Jrrgäitgeit desselben bttrch einen Faben, ben ihm
Ariadne, bie Tochter bes Minos uub der Pafiphaö,
gegeben. Dadurch hatte er einer Verabredung mit
Miltos zufolge Athen von dem Tribute befreit.
Er floh darauf mit Ariadne gen Athen; auf
Naxos (Dia) aber blieb sie zurück, indem entweder
Dionysos sie ihm mit Gewalt abnahm rntb zn
feiner Gemahlin machte, ober Th. sie treulos,
währenb sie schlummerte (f. d. Abb.), verließ, worauf
sie dann, von Dionysos oufgefitnbeit, dessen unsterb¬
liche Gemahlin ward. Oder sie gab sich auf Naxos
selbst den Tod. In der verderbten Stelle des
Homer (Od. 11, 321 ss.) sind zwei Textesreeeitsionen
zusammengeschmolzen; nach der einen wird Ariadne
durch Artemis ans Naxos gelobtet, nach ber an-
bern bafelbft durch Artemis mit Hülfe des Dio¬
nysos zurückgehalten, damit sie dessen Gemahlin
werde. Bei der Rückkehr des Th. nach Athen
gibt sich Aigens durch ein Versehen desselben den
Tod (s. Aigeus). Darauf wird Th. König von
Attika, als welcher er die einzelnen Gemeinden
des Landes überredet, Athen als Hauptstadt und
Mittelpunkt eines gemeinsamen attischen Staats
anzuerkennen. Zum Gedächtniß dieser Vereinigung
des ganzen attischen Landes stiftete er bas Fest
der Panathenaien und das der Synoikia, von
Plntarch Metoikia genannt.^ Thue. 2, 15. Auch 4
stiftete er die ifihtnifchen Spiele und vereinigte
I Megaris mit Attika. Mit Herakles zog Th.