Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Tyndaridae — Tyrtaios. 
Eidam Menelaos. Sein Grabmal wurde zu 
Sparta gezeigt. 
Tyndaridae s. Tyndareos. 
Tyndäris, TvvöaQig , oder Tyndarium, Stadt 
an der Nordküste Siciliens, mit gutem Hafen 
und einem Vorgebirge gl. N., von Griechen zur 
Zeit Diouysios' d. A. gegründet. Später verschlang 
das Meer einen Theil der Stadt, wodurch ihr 
Wohlstand sank; j. Flecken Tindari. Pol. 1, 25. 
Liv. 36, 2. Cie. Verr. 5, 47. 
Tvxaiov hieß ein Berg der elischen Land¬ 
schaft Triphylia am linken Ufer des Alpheios, 
Olympia gegenüber, von dem die Frauen herab¬ 
gestürzt werden sollten, die gegen das Gebot sich 
bei den olympischen Spielen eingedrängt hatten. 
Paus. 5, 6, 7. 
Typhöeus, Typlion, Tvcpcosvg, Tvcpcög, Tv- 
cpcccov, Tvcpäv, ein gewaltiges Ungeheuer der 
Urzeit, als verderblicher Sturm- und Gluthwind 
erklärt, oder als der tobende Dampf, der mit 
zerstörender Gewalt aus der Erde, aus den Vul¬ 
kanen hervorbricht. Nach Homer (II. 2, 781.) 
liegt er im Arimerlande in der Erde, von den 
Blitzen des Zeus gepeischt. Nach Hesiod war er 
der jüngste Sohn der Gaia und des Tartaros, 
ein Ungeheuer mit 100 Drachenhäuptern, mit 
blitzenden Augen und furchtbarer Stimme; er 
war der Vater der verderblichen Winde und hatte 
mit Echidna, der Schlangenjungfrau im Arimer¬ 
lande, den Hund Orthros, den Kerberos und 
die lernaiifche Schlange erzeugt. Er stritt mit 
Zeus um die Herrschaft der Welt und wurde 
nach hartem Kampfe mit dem Blitzstrahl gebändigt 
und in den Tartaros geworfen (theog. 306 ff. 
820—871.). Nach Pindar (pyth. 1, 15 ff.) liegt 
er gebändigt unter dem Aetna und sendet tobend 
Feuerströme herauf. Aesch. Prom. 351 ff. Auch 
verlegte man ihn in andere vulkanische Länder, 
nach Phrygien, Lydien n. s. w. Nach späterer 
Sage hielten die Götter seinen Angriff nicht ans, 
sondern flohen nach Aegypten, wo sie sich theils 
verbargen, theils in Thiergestalten verwandelten. 
Nur Zeus wagte den Kampf mit ihm, wurde 
aber besiegt und, der Sehnen an Händen und 
Füßen beraubt, in der korykischen Höhle in Kilikieu 
niedergelegt; Hermes und Aigipan aber stahlen 
die Sehnen und setzten sie dem Zeus wieder ein, 
der nun den Kampf erneuerte und den Gegner 
endlich besiegte. Ov. fast. 1, 573. 4, 491. met. 
5, 321 ff. Die Griechen identisicirten in späterer 
Zeit ihren Typhon mit dem bösen Geist im ägyp¬ 
tischen Osirismythos, s. Osiris. 
Typhrestos, Tvcpgricxog (minder richtig 
Tv^cp.), Verbindungskette zwischen dem Oitegebirge 
und dem Pindos in Thessalien mit den Sper- 
cheiosqnellen; jetzt Klytzos, auch Velukhi. Es ist 
ein gewaltiger, über 7000 Fuß hoher Berg, der 
in 2 Absätzen pyramidenförmig aufsteigt. Strab. 
9, 433. 
Tyrannton, Tvqccwlcov, l) ein griechischer 
Grammatiker, kam, im mithridatischen Kriege von 
Lucull gefangen genommen, nach Rom, wo er 
Reichthum erwarb und hochbejahrt starb. — 2) 
ein Phoinikier, des vorigen Schüler, wurde 
Sklave der Gemahlin des Cicero, der Terentia, 
erhielt dann seine Freiheit und stand mit Cicero 
in Verbindung, dem er seine Bücher ordnete. Cie. 
ad Qu. fr. 3, 4, 5. ad Att. 4, 4, 8. Er war 
Real-Lexikon des c!aff. Alterthums. 5. Aufl. 
1201 
ein sehr fleißiger Schriftsteller und machte sich 
besonders um die Schriften des Aristoteles ver¬ 
dient und dadurch bekannt. 
Tyrannis, Tyrannos s. Staats formen, 
2. 6 f. 
Tyras s. Danaster. 
TvQialov, Stabt Lykaoniens, nach Lenophon 
(Anab. 1, 2, 24.) 20 Parasangen (= 12 geogr. 
M.) westlich von Jkonion, wo Kyros eine große 
Heerschan hielt; j. Jlghun. Strab. 14, 663. 
Tyro s. Enipeus, Aiolos, 1. und Ne lens. 
Tyros, Tvqog, im A. T. Zor, j. Ssnr, die 
wichtigste und berühmteste Stadt Phoinikiens, an 
der Küste, südlich von ©ibon, nach Justin (18, 
3.), eine Kolonie bieser Stadt, welche sie bald 
an Macht und Reichthum übertraf. Nach langem 
Widerstände soll Nebukadnezar sie erobert und 
verwüstet Haben (586 v. C.). Die Bewohner 
hatten sich auf eine der Küste nahe gelegene Insel 
geflüchtet und dort abermals eine Stabt gegrün¬ 
det; jedoch scheint auch Palaityros, wie die 
alte Anlage rtuit hieß, noch fortbestanden zu 
haben. — Als Alexander das Perferreich angriff, 
zog er auch gegen die, 22 Stadien im Umfang 
messende, Jnselstadt Tyros uud nahm sie trotz 
ihrer starken Befestigungen im I. 332 nach 7mo- 
natlicher Belagerung. Arr. 2, 16 ff. Plut. Alex. 
24 f. Curt. 4, 3 ff. Durch diese und spätere Be¬ 
lagerungen, z. B. von Antigonos, verlor zwar 
Tyros sehr viel, blieb aber doch auch unter der 
syrischen unb römischen Herrschaft ein beträchtlicher 
Hanbelsplatz, besonbers wichtig burch seine Pur¬ 
purfärbereien. Die Hauptgottheit ber Tyrier, 
Melkarth (ber phoinikische Herakles), hatte bort 
einen prächtigen Tempel. Hdt. 2, 44. Strab. 16, 
750. 754. 756 ff. 
Tyrrheni s. Etruvia. 
Tyrrlienos, TvgQrivog, TvQcrjvög, Sohn des 
lydischen Königs Atys, Bruder des Lydos, der 
eine pelasgische Kolonie aus Lydien nach Italien 
führte und dem Lande Tyrrhenien den Namen 
gab (Hdt, 1, 94.); ober Sohn bes Herakles unb 
ber Omphale; ober Sohn bes mysischen Hera- 
klibeu Telephos unb der Amazone Hiera, Bruder 
des Tarchon. 
Tyrrlienum märe, Tvqqt]vlh6v ntlayog, hieß 
das oon Ligurien bis Sicilien hinab die Westküste 
Italiens bespülende Meer; es führte auch den 
Namen M. Tnscum ober, im Gegensatz zu dem 
Mare superum (abriatischen Meere), Mare in- 
feram. Liv. 5, 33. 26, 29. 
Tyrrheus, auch Tyrrhus, Hirt bes Königs 
Latinus. Ascanins, Sohn bes Aineias, töbtete 
bald nach der Landung in Latium aus der Jagd 
einen zahmen Hirsch desselben, welches die erste 
Veranlassung zu dem Kriege der Troer mit den 
Einwohnern Latiums gab. Verg. A. 7, 483 ff. 
In der Hütte des Tyrrhens gebar Lavinia den 
Silvius. 
Tyrtaios, TvQtcciog, S. des Archembrotos, elegi¬ 
scher Dichter zu Sparta, zur Zeit des zweiten messe- 
nisehen Krieges, 685—668 v. C., blühend. Er wird 
bezeichnet als Spartaner oder als Milesier oder 
als Athener. Die gewöhnliche Sage ist: Als die 
Spartaner von den Meffeuiern bedrängt wurden, 
habe das delphische Orakel ihnen gerathen, sich 
einen Führer von den Athenern zu erbitten, und 
diese hätten ihnen den Tyrtaios, einen lahmen 
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