1204
Umbricius — Unterwelt.
von Etrurien, im S. und O. vom Sabinerlande
durch den Nar, von Picenum durch den Aesis
getrennt; die N,-Ostseite bespülte das adriatische
Meer. Durch den von N. nach S. sich hinziehen¬
den Apenninus schied sich Umbria in Eis- und
Transapennina; der Küstenstrich am adriati¬
schen Meere hieß auch ager Gallicus. Cic. Brut.
14. Sest. 4. Liv. 39, 44. Das im W. gebirgige
und etwas rauhe, übrigens ebene und fruchtbare
Land war reich an starken Rindern und an Obst.
— Von den Nebenflüssen des Tiberis gehören
hieher: Tinia (j. Timia) mit Clasia (j. Chiascia)
und Clitnmnns (j. Clitunno), und Nar (j.
Nera); ins adriatische Meer mündeten zwischen
Rubico (j. Pisatello) und Aesis (j. Esino):
Ariminus (j. Marocchia), Aprusa (j. Ausa),
Pisaurus (j. Foglia), Metaurus (j. Metaroj,
Sena (j. Eesano). Die Einwohner, Umbri,
’OpßQwoL (Hdt. 1, 94. 4, 49.), gehörten zu der
ältesten, mit den Griechen stammverwandten, Bevöl¬
kerung Italiens; sie waren lange Zeit herrschend
und mächtig in Italien, bis sie den Tyrrhenern die
Herrschaft abtreten mußten. Ueber ihre Sprache
s. Italia, 11. Die in ihrer Sprache verfaßten er¬
haltenen Inschriften, darunter besonders die engu-
binischen Tafeln, sind gesammelt von Aufrecht und
Kirchhofs (1849—51) und Huschke (1859). — Unter
den zahlreichen Städten sind zu nennen: Ari-
minum (j. Rimini), Fannm Fortnnä an der
Mündung des Metaurus (j. Fano), Seua Gcil-
lica (j. Sinigaglia), Sarsina (j. gl. R.), Ge¬
burtsort des Plautus, Urbinum Hortense (j.
Urbino) auf steilem Felsen zwischen dem Pisaurus
und Metaurus, Urbinum Metaurense (j. Ur-
bania), etwas südwestlicher am Metaurus, Tiser-
num, Jguvium (j. Gubbio), Eamerinum?
früher Camers (j. Camerino), Mevania (j. Be-
vagna), Spoletinm (j. Spoleto), Tnder (j.
Todi), Ameria (j. Amelia), Narnia (j. Narni)
11. f. w. Strab. 5, 217 ff. 226 ff.
Umbricius, ein etruskischer Haruspex, verkün¬
digte dem Kaiser Galba seinen nahen Tod. Tac.
hist, l, 27. — Von einem andern Umbricius er¬
wähnt Juvenal in der dritten Satire, er habe
-aus Ueberdruß am Stadtleben sich anss Land
zurückgezogen. Flut. Galb. 24.
Umbro, ein vom Apenninus herab ins tyrrhe¬
nische Meer strömender Fluß Etruriens, mündete
südlich vom Lacus Prelius; j. Ombrone.
Uncia, 1) yi2 As als Kupfermünze; — 2) über¬
haupt yi2 eines Ganzen, z. B. heres ex uncia,
f. Erbrecht, 5.
Unctor, ein Sklave, welcher den Herrn salbte.
In den Bädern, Gymnasien und bei den Gladia¬
toren gab es auch besondere unctores.
Unctorium s. Bad, II.
Unelli, richtiger vielleicht Venelli, Volk in
Armorica (j. Normandie), am Canal. Caes. b. g.
2, 34. 3, 17. 7, 75.
Unguentum, Salbe oder Balsam, aus Del und
wohlriechenden Substanzen bereitet. Der Gebrauch
und die Fabrikation der Salben kam aus dem
Morgenlande nach Griechenland und von da nach
Italien, wo man sich vor dem Mahle und nach
dem Bade salbte. Manche salbten sogar die
Kleider, und der Gebrauch der ung. bei Leichen¬
begängnissen war sehr allgemein (s. Bestattung,
7.). Am kostbarsten war das Narben öl (s. Nar¬
rt um), gewöhnlicher bas Myrrhinum (s. Myr rha).
Die vasa unguentaria Waren alabastri, am-
pullae, gutti u. s. w. Besondere Salbenkästchen
hießen narthecia (s. N ä q & rj £). Große Parfü¬
meriehändler (unguentarii und unguentariae) gab
es in Aegypten, Griechenland, Italien u. s. w. in
großer Menge.
Unsingis (so scheint Tac. ann. 1, 70. statt
Visurgis zu lesen), Mstenfluß im N.-W. Germa¬
niens, die Heut. Hunse bei Groningen.
Unterwelt. Bei Homer ist die Vorstellung der
Unterwelt, des Todtenreiches, ber Behausung bes
’AtSris, 'AiScovsvg, "Als, welche in nachhomerischer
Zeit, wie der Gott selbst, ^idr/g genannt wurde,
noch unbestimmt und einfach. Sie ist ein finsterer
Raum im Innern der Erbe (II. 20, 61.), ber im
äußersten Westen jenseits bes Okeanos, wohin bie
Strahlen ber Sonne nicht mehr bringen, einen
Eingang und Vorhof hat. In diesen Vorhof der
Unterwelt kam Odysseus (Od. 10, 508 ff. 11.), um
Teiresias und andere Todte aus dem Dunkel der
Unterwelt heraufzubeschwören. Er landete am
westlichen Rande des Okeanos, im Lande der in
Nebel und Wolken gehüllten Kimmerier, der
Männer des Dunkels, wo ein rauhes Ufer ist,
und die Haine der Persephone ans unfruchtbaren
Pappeln und Weiden bestehen. Od. 10, 508. 11,
14. Die Asphodöloswiese beginnt in diesem
Vorhofe der Unterwelt, zieht sich aber unter die
Erde hin durch das ganze Gebiet des Hades.
Od. 11, 539. 573. 24, 13. In das Erebos, das
tiefere Dunkel und den eigentlichen Sitz des Hades,
kam Odysseus nicht. Od. 11, 564. vgl. 627 ff.
In den späteren Jahrhh. wurden die Räume des
Hades genauer bestimmt und mit verschiedenarti¬
gen Wesen angefüllt. In den unterirdischen Raum
führten von der Oberwelt furchtbare Erdschlünde
hinab, wie die Höhle bei Tainaron, zn Hermione,
auf dem Kolonos bei Athen, bei Cumä in Italien.
Der Hades selbst war von großen, schrecklichen
Strömen umflossen. Bei Homer finden sich noch
keine umschließenden Ströme. Er erwähnt an
mehreren Stellen der Styx als Flusses der Un¬
terwelt (II. 8, 369. Od. 5, 185.); sie ist ihm
Repräsentant der Unterwelt, weshalb die Götter
bei ihr schwören, um anzuzeigen, daß sie, falls
sie falfch schwören, dem Tode und der Vernichtung
anheimfallen wollen. In ähnlicher Weise erscheint
Styx bei Hesiod; als Person ist sie die aus¬
gezeichnetste Tochter des Okeanos und der Tethys,
Mutter von Zrjlog, Niki], Kguvog, Blt] unb von
Zeus hochgeehrt; er machte sie zum großen
Schwure ber Götter. Sie wohut am Eingänge
bes Habes in hoher Felsenhalle, die von silbernen
Säulen getragen wird; ihr Fluß ist ein Arm des
Okeanos und fließt ans der zehnten Quelle des¬
selben (theog. 361. 383 ff. 775 ff.). Wir finden
hier so wenig wie bei Homer eine Umströmung
des Hades. Andere Ströme der Unterwelt kommen
bei Hesiod nicht vor, und auch bei Homer scheint
Styx ursprünglich der einzige unterirdische Fluß
gewesen zu sein. Nur Od. 10, 513. wird Acheron
erwähnt, in den sich im westlichen Vorhofe der Un¬
terwelt Pyriphlegethon stürzt, und Kokytos,
der ein Ausfluß der Styx ist. Diese Stelle aber
ist wahrscheinlich späteres Einschiebsel. Nach spä¬
teren Vorstellungen fließen diese Flüsse um den
Hades und schließen ihn ein. Ueber Acheron s. d