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größere Ebene liegt auf der letzten Laufstrecke der Werra nur um
Eschwege herum, wo der Hunsrück ein gutes Stück vom Flusse ent-
sernt bleibt.
Bodenbeschaffenheit und Bodennutzung. Der Boden des vorwie-
gend aus Buntsandstein und Muschelkalk mit Basaltdurchbrüchen auf-
gebauten Berglandes ist in den höheren Strichen zum Ackerbau wenig
geeignet; er trägt dafür aber viel Wald. Recht fruchtbar sind jedoch
die Niederungen und besonders die Thäler der Werra und Fulda.
Darum ist der Ackerbau die Hauptbeschäftigung der Bewohner.
Man baut hauptsächlich Roggen, Hafer, Kartoffeln und Flachs. In
den Flußthälern werden daneben noch Rüben, Weizen und Hülfen-
früchte gezogen. An der Werra sind Tabak- und Hopfenpflanzungen.
Der Obstbau ist namentlich an der Werra bedeutend; vor allem
werden große Mengen von Kirschen ausgeführt. An den Berghängen
bei Witzenhausen gedeiht sogar Wein; doch werden die Trauben
meist nur als Tafelobst benutzt. Die Wälder des Berglandes er-
möglichen eine ausgedehnte Forstwirtschaft.
Der Tabakbau im Werrathale hat eine lebhafte Tabak-
industrie hervorgerufen, und infolge des Rübenbaues sind dort
mehrere Zuckerfabriken entstanden. Aus vielen Teilen des Berg-
landes wird Weberei getrieben, zu welcher der umfangreiche Flachs-
bau das Material liefert. Die früher bedeutende Verfertigung
von Glaswaren im Kaufunger Walde hat abgenommen; jetzt
besteht noch in Ziegenhagen eine Glashütte.
Nutzbare Mineralien. Der Bergbau ernährt ebenfalls viele
Leute dieses Berglandes. Braunkohlenbergwerke sind am Meißner,
am Hirschberge, in der Söhre und im Kaufunger Walde. Der einst
recht ergiebige Bergbau auf Nickel und Kupfer im Richelsdörfer
Gebirge ist sehr zurückgegangen. Auch am Bilstein im Berkathale
wurde srüher Kupferbergbau getrieben; an den ehemaligen Betrieb
der Gruben erinnern noch mächtige Schutthalden und die sogenannte
Schmelzhütte im Höllenthale. Die reichen Thonlager am Hirsch-
berge ermöglichen den Betrieb vieler Töpfereien. In Groß-
almerode werden feuerfeste Schmelztiegel, Pseisen und andere Thon-
waren verfertigt. Zu Sooden an der Werra ist eine Saline; zu-
gleich ist der Ort ein bekanntes Bad.
Siedelungen. Größere Siedelungen liegen zwischen der Werra
und Fulda aus dem Berglande selbst nicht. Zwar bietet dasselbe,
da es im allgemeinen geringe Höhe und viele Thäler besitzt, dem
Verkehr nicht große Hindernisse, doch ließen die an beiden Seiten
des Berglandes vorbeiziehenden wichtigen Handelswege zwischen
den Flüssen keine größere Stadt entstehen. Die kleinen Städte liegen
mit Ausnahme der Industriestadt Großalmerode am Hirschberge
sämtlich an den durch die Flußthäler gebildeten, bequemen Verbindungs-
straßen zwischen dem Werra- und dem Fuldathal. So sührt eine
Eisenbahn von der Werra die Wehre und Sonter auswärts über
Sontra nach Bebra an der Fulda. Von diesem Schienenwege
zweigt sich ein anderer ab und geht die Wehre weiter aufwärts über