Pytheas —
eder) suchten sie die Elemente (Feuer, Wasser,
Lust, Erde, Aether) zu bestimmen. Auch sür tue
Seele und die verschiedenen Stuseu des Erden-
lebeus wußten sie mathematische Ausdrücke zu
finden. Die Seelen, himmlischen Ursprungs, wa-
reu in den Körper, als einen Strasort, Herunter:
gesunken, die Seeleuwanderung war Läuterung
sür heilbare, die Bestrasung im Tartaros sür
unheilbare Sünder. Die göttliche Gerechtigkeit
verlangt für jede Verschuldung angemessene Strafe;
daran knüpft sich der Dämonenglaube und ihre
Ethik. In der Anwendung auf Einzelnes in
dieser Hinsicht sind die uns erhaltenen Lehren
sehr aphoristisch. — Nachdem 2—300 Jahre das
pythagoreische System verschwunden schien, tauchte
es im 1. Jahrh. v. C. wieder auf. Die bekann¬
testen der Neopythagoreer sind: Äpollonios von
Tyana in Kappadokien, Moderatus aus Gades,
Nikomachos aus Gerasa in Arabien n. s. w. —
2) P. von Zakynthos, ein Musiker, der das py¬
thagoreische ctvTog tcpci zuerst sprichwörtlich an¬
gewendet haben soll. Cie. n. d. 1, 5. Quint. 11,
1, 27. — 3) ein lakedaimonischer Flottenbefehls¬
haber. Xen. Anab. 1, 4, 2 — 4) Befehlshaber zu
Miletos. Hdt. 5, 126. — 5) f. Bildhauer, 4.
Pytheas, nv&tug, 1) ein Redner und Volks¬
führer in Athen zur Zeit Philipps von Makedo¬
nien, Gegner des Demosthenes. Im 3. Briese
des Demosthenes wird er als ein Fremder ge¬
schildert, der sich nicht gerade durch die besten
Mittel zu Reichthum und Ansehn emporgebracht
und das Bürgerrecht in Athen erlangt hatte. Er
redete ungebildet, wußte aber das Volk durch na¬
türlichen Witz zu fesseln. Flut. Phoc. 21. Im
lamischen Kriege wurde er gestürzt und floh zu
Antipater. Flut. Demosth. 8. 20. Gegen ihn
batte der Redner Deinarchos zwei Reden gerich¬
tet. — 2) aus Massilia, Zeitgenosse des Aristoteles,
eilt kühner Seefahrer und Geograph. Er um¬
fuhr die Küsten des westlichen und nördlichen
Europa von Gades an bis Thule (s. d.) und
machte die Resultate dieser Fahrt in einer oder
mehreren Schristen bekannt. Seine unglaublichen,
ins Fabelhaste gehenden Berichte fanden bei ben
Alten zum Theil Glauben, zum Theil aber auch
den stärksten Widerspruch. Angeführt werben von
ihm Ta TtsQi coHsccvov, yfjg 7isQioSog und ein
ntQLTTXovg. In dem ersten der genannten Werke
(vgl. Beffel, über Pytheas von Mass., 1858, ©. 25.)
hat er auch Fragen der astronomischen Geogra¬
phie vielfach angeregt und Beobachtungen mitge¬
theilt, deren namentlich Hipparchos mit Anerken¬
nung gedenkt. Pytheas stellte zuerst die Lage des
Weltpoles zu den benachbarten Sternen genauer
sest und ist der erste Grieche, weld)er eine Messung
der Sonnenhöhe ausgeführt hat, indem er das
Verhältniß des Gnomons zu seiner Schattenlänge
zur Zeit der Sommersonnenwende in feiner Vater¬
stadt beobachtete. Daß P. die Erdgestalt richtig
erkannte, ist anzunehmen: daß er den Erdumfang
schon bestimmte, ist nicht mit Sicherheit zu schließen.
Sammlung der Fragmente von Arwedson (1824)
und Schmecket (1848).
Pythia, 1) tu rivftia, eins der großen Na¬
tionalfeste der Hellenen zu Ehren des pythifche»
'Apollon, wurde auf der kriffaiischen Ebene bei
Delphoi gefeiert; sie war ganz dem Gotte ge¬
weiht und durste traft eines Orakelspruchs nicht
bebaut werden. Hier befand sich der Hippodromos,
ein Stadion (1000 F. lang) und ein Theatron.
Apollon hatte, so berichtet die Sage, nach der
Erlegung des (Drachen) Python die Spiele ein¬
gerichtet, ursprünglich war der Agon ein musika¬
lischer, dem Charakter des Apollon Musagetes,
Kitharödos gemäß; ein Hymnos aus den siegen¬
den Gott wurde von den Kämpfern gesungen.
Die geschichtliche Zeit beginnt mit 586 v. C., wo
die Amphiktyouen nach Beendigung des friffaiifcheu
Krieges sich der Spiele annahmen; hier begann
die l. Pythiade. Der musische Agon umfaßte nun
Kämpfe der Kitharöden, Aulöden und Auleten;
dazu traten, nach dem Muster der olympischen
Spiele, die gymnifchen und ritterlichen Kämpfe,
und statt des wirklichen Preises, aycov
wurde es Pyth. 2. ein u. oncpcevir^g, und zwar
ein Lorbeer, cpvtov rrjg ducpvrig; zuweilen be¬
standen bie Preise anch in Aepseln. Lucian. Anach.
9. Wie in ben Olympien würbe bie Zahl ber
Kämpfe allmählich mannigfaltiger. Die Pythien
fielen jebesmal in das 3. Jahr ber Olympiaden
— alfo waren sie pentaeterisd). Die Unsicherheit
ber Jahreszeit ber Festseier ist bnrch kürzlich zn
Delphoi gesammelte Inschriften gehoben, burd)
die zugleich die delphischen Monatsnamen völlig
conftatirt werben. ' Demnach würben die Pythien
in der Regel in der ersten Hälfte des attischen
Metageituion (entsprechend dem delphischen Bit-
katios), also etwa Mitte August, gefeiert. Kampf¬
richter waren früher die Bewohner von Delphoi
gewesen, feit 586 waren es die Amphiktyouen.
Die Zahl der Zuschauer war stets sehr groß —
es galt ja dem mythischen Gott. Eingestellt wur¬
den die Pythien wahrscheinlich um dieselbe Zeit
wie die Olympien, etwa 394 n. C. — Außer
biefen großen Pythien feierten viele Städte
kleinere Pythien. Aus Inschriften namentlich
kennen wir 24 Städte, bie bies thaten, meist in
Asien gelegen. — 2) rj TIvQ'lcc, s. Delphisches
Orakel.
Pythios, Ilv&Log, Sohn bes Atys von Ke-
lainai, ein Lyber, ber reichste Mann seiner Zeit,
soll seine Schätze bnrch Harte Arbeit seiner Unter¬
gebenen aus Bergwerken gewonnen Haben. Er
bewirthete bas Heer bes Lerxes unb bot bieseni
seine Schätze an. Lerxes ließ aber, als er einen
seiner 5 Söhne vom Kriegsdienste losbat, diesen
in Stücke Hauen. Hdt. 7, 21. 38. Sen. de ir.
3, 17.
Pytho f. Delphoi unter Phokis.
Pythodöros, nvQ-ödcogog, 1) bes Jfolochos
Sohn, ein athenischer Heerführer im peloponne-
sischeu Kriege, bewies als Nachfolger des Laches
auf Sicilien (425 v. (£.) große Ungeschicklichkeit.
Thue. 3, 115 f. 4, 2. Als durch die Vereini¬
gung der streitenden Parteien auf ©icilieu die
Athener zum Abzug gezwungen wurden, ward
P. mit feinen Mitfeldherren angeklagt und des
Landes verwiesen. Thue. 4, 65. Im I. 414 v.
E. erscheint wieder ein P. als Anführer des
Heeres an ber lakonischen Küste. Thue. 6, 105.
— 2) berühmter Architekt zur Zeit Alexanbers
bes Großen, erbaute ben Tempel ber Athene zu
Priene unb schrieb nicht nur über denselben, son-
bent auch über bas Mausoleion zu Halifarnaß.
Vgl. über ihn Brunn, Gesch. ber griech. Künstler
llj S. 376 sf. — 3) 2 Bildhauer, die im 1. Jahrh.