102 I. Die Zeit ber Konstitutionen.
ihn mit leichter Mühe wieder zurücknehmen; in beiden
Fällen, ob er mißräth oder gelingt, lernen die Nachbarn
etwas ans dem Vorgänge.
§ 16. Anläufe zur Einigung Italiens.
Als die Jnlirevolntion ausbrach, lag Grabesstille über
Italien; die östreichische geheime Polizei hielt alles für
ruhig, ja hoffte, man wünsche auch im Kirchenstaate lieber
noch östreichisch zu werden, als päpstlich zn bleiben. Den¬
noch wühlten in der Stille die geheimen Gesellschaften,
und einer, dem sie zu ängstlich schienen, der „ewige Ver¬
schwörer" Ma zzini (1808—72), begann jetzt seine Lebens¬
arbeit (S. 98), indem er das Losungswort Dio e poputo
ausgab und auf die Umwandlung Italiens in eine katho¬
lisch fromme Republik lo^strebte. Von der bonapartischen
Familie, deren Hauptquartiere Rom und Florenz waren,
wandten sich die Söbue des Exkönigs von Holland Ge¬
heimbünden zu, in welchen für die Befreiung Spaniens
und Italiens und die Bildung einer lateinischen Liga gegen
die Uebermacht der heiligen Allianz gewirkt wurde. Als
Febr. 32 Papst Gregor XVI. gewählt worden war,
brachte der mit den Napoleoniden einverstandene Me-
notti die Revolution in Modena zum Ausbruch, wor¬
auf sich auch Bologna, Ravenna uud die Romagna er¬
hoben; Parma verjagte seine Herzogin Marie Louise,
und fast der ganze Kirchenstaat schloß sich dem Aufstand
an. Ohne Blutvergießen schien Mittelitalien frei werden
zn sollen; die weltliche Gewalt des Papstes ward abge¬
schafft und die freien Provinzen suchten sich zu einem
Staate zn bilden.
Aber der östreichische General Frimond überwand
mit leichter Mühe die Aufständischen; schon am 29. März
rückten seine Truppen in der letzten Feste der Revolution,
in Ankona ein. Der ältere Sohn Hortenses starb auf
diesen abenteuerlichen Zügen an den Masern, den zwei¬
ten, Louis Napoleon, wnßte mütterliche List den Oest-
mchern zu entziehen (S. 91). Er sollte Italien erst nach