Object: Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern

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Friedrich II. der Hohenstaufe. 
Während der bösen Zeit, die in Deutschland unter der Regie¬ 
rung Heinrichs VI., des einen Sohnes von Barbaroffa, und später 
unter der Doppelherrschaft der Gegenkönige, des welfischen Otto IV. 
und des hohenstausischen Philipp, eintrat, kam die Macht des Kai¬ 
sers ganz herunter, hob sich daher die päpstliche auf ihren höchsten 
Gipfel. Jnnocenz III. war der allerdings kluge und feine Geist, 
welcher alle Umstände der Zeit und alle Schwächen ihrer Macht¬ 
haber zur Erhöhung der Kirchengewalt zu benutzen verstand; er¬ 
brachte es wirklich zum unumschränkten Herrn und Aufseher aller 
Fürsten der Christenheit, setzte Könige ab und ein, und hatte glei¬ 
cher Weise durch geeignete Mönchsschaaren das gemeine Volk ganz 
in seiner Gewalt. Während nämlich die unter den Geistlichen 
längst wieder eingerissene Sittenlosigkeit und Habsucht auch durch 
die schärfsten Gebote nicht ganz zu heben war, traten zwei Män¬ 
ner auf, denen der Reichthum und die Üppigkeit der Geistlichen 
ein Greuel war, und stifteten Mönchsorden: Franz von Assisi den 
Orden der Franziskaner oder der Bettelmönche, welche nach einer 
sehr strengen Regel lebten, arm blieben und Entbehrungen aller 
Art ertrugen, und Domingo Guzmann (ein Spanier) den Orden 
der Dominikaner oder Predigermönche, welche auch, wie Jene, leb¬ 
ten, aber noch das Volk durch Büßpredigten zu einem ähnlichen 
Leben zu bestimmen suchten. Je reiner und frömmer diese Mönche 
lebten, desto tauglichere Werkzeuge waren sie für den Papst. Dies 
wünschend stattete er sie mit vielen und bedeutenden Vorrechten 
aus. Sie verschafften sich auch schnell unbeschränkte Herrschaft über 
die Gemüther und Gewissen der Völker. Ihrem Einflüsse ver¬ 
dankte der Papst ganz insonderheit die Niederhaltung der Ketzer 
und ihrer Lehren. Ketzer oder Jrrlehrer nannte nämlich die Kirche 
die Männer und deren Anhänger, welche, durch herrschende Mi߬ 
bräuche in der Kirche aufgestachelt, neue, abweichende und beson¬ 
ders auf Abstellung der Mißbräuche zielende Lehren aufstellten, 
meist aber auch Jrrthümer predigten, die ihren Grund nicht in der 
heiligen Schrift hatten. Die Katharer, welche manchem Mohame-
	        
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