Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters

III. Ausgang des Mittelalters. Die ersten habsburgischcn Kaiser. 
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laten, Fürsten, Reichsritter unb Stabte — unter ber Führung bes 
Erzbischofs Bertholb von Mainz eine grünbliche Reform ber Reichs¬ 
verfassung. Ihrem Drängen nachgebend, verkünbigte Maximilian 
auf beut Reichstage zu Worms im Jahre 1495 einen ewigen Lanb- 14S» 
frieden, bnrch bcn jebe Fehbe Bei Strafe ber Reichsacht verboten 
würbe. Zur Entscheibung ber Streitigkeiten ber Reichsstäude unter- 
einauber unb als höchstes Gericht für Klagen ber Unterthanen gegen 
die Lanbesherrschaft nmrbe bas Reichskammergericht eingesetzt, 
welches im Namen bes Kaisers Recht sprechen sollte. Die Richter 
würben von ben Stäuben bes Reiches, nur ber Vorsitzende vom Kaiser 
ernannt. Seinen Sitz hatte bas Gericht anfangs in Frankfurt a. M., 
später in Wetzlar*). Zur Unterhaltung bes Reichskammergerichts 
sowie zur Bestreitung sonstiger Ausgaben bes Reiches würbe eine 
Reichssteuer ausgeschrieben, ber sogenannte gemeine Pfennig. Doch 
noch fehlte viel baran, baß ber Friede im Reiche gesichert gewesen 
wäre. Besonbers bic Unbotmäßigkeit unb Fehbclust ber Reichsritter 
blieben eine Quelle vieler Unruhen. Auch bte Einziehung ber Reichs¬ 
steuer scheiterte sehr balb an beut Eigennutz vieler Reichsstäube. 
Um bte Aufrechterhaltung bes Lanbfriebens, bie Vollziehung ber 
Urteile bes Reichskammergerichtes unb bte Einziehung bes gemeinen 
Pfennigs zu erleichtern, würbe auf dem Reichstage zu Köln im Jahre 
1512 bas Reich in zehn Kreise geteilt. An ber Spitze jebes Kreises i»i2 
sollte einer ber Fürsten bes Kreises als Kreishauptmann stehen. Diese 
zehn Kreise waren solgenbe: ber österreichische, ber bayerische, ber 
schwäbische, ber fränkische, ber oberrheinische, ber burgunbische, der 
niederrheinische (oder kurrheinische), der westfälische, der niedersächsische, 
der obersächsische. Alle diese Einrichtungen zielten darauf ab, die Macht 
und Bedeutung der Stände zu heben und die königliche Regierungs¬ 
gewalt zu beschränken. Deshalb gab Maximilian nur widerwillig seine 
Zustimmung zu ihnen und nur in ber Erwartung, baburch bte Hilfe 
bes Reiches zu seinen auswärtigen Kriegen zu gewinnen. 
Die Kriege Maximilians waren zumeist gegen bie Franzosen ge¬ 
richtet, bie gerade in jener Zeit in Italien bic Oberhanb gewannen; 
aber Kaiser unb Reich vermochten sie trotz mehrerer Kriege wenig baran 
zu Hinbern. Auch bic Schweizer trennten sich immer mehr unb mehr 
vom Reiche, unb bie Versuche Maximilians, sie beim Reiche festzuhalten, 
hatten ebenfalls keinen Erfolg. 
Nach Rom zur Kaiserkrönung ist Maximilian nicht gezogen; er 
nannte sich baher nur „erwählter römischer Kaiser". Diesen 
Titel haben fortan alle beutfchen Könige geführt. 
Maximilian war ein ritterlicher Fürst, von hohem Mute unb 
großer persönlicher Tapferkeit. Wegen seiner Vorliebe für Turniere 
hat man ihn „ben letzten Ritter" genannt. Bei beut Volke war er 
1) Wetzlar liegt an der Lahn.
	        
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