Full text: Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern (Theil 1)

Teilung der Karolingischen Monarchie, Entstehung eines Deutschen Reichs. ^0^ 
Don Attila, vom Drachentöter Siegfried und andere, die erst später 
(im „Nibelungenliede") feste Gestalt gewannen, von Munde zu Munde 
gegangen sein, bis Karl der Große daran dachte, sie sammeln zu lassen. 
Leider ist diese Sammlung wieder verloren gegangen, vermutlich durch 
die Nachlässigkeit, wo nicht durch den bösen Willen der Geistlichkeit, 
die darin verdammenswerte Ausgeburten des Heidentums erblickte. 
Nur ein paar alte volkstümliche Dichtungen sind uns durch Mönche 
gerettet worden, sreilich als bloße Bruchstücke,das sog. „ W ess o b rn nner 
Gebet", eine geistliche Dichtung, ein episches Gedicht vom Welt¬ 
untergänge mit dem, an das altnordische Heidentum erinnernden, 
Titel „Muspilli", das „Hildebrandlied", (von dem Kampfe des 
greisen Hildebrand, eines Helden aus dem Kreise des Gothenkönigs 
Theodorich, mit seinem Sohne Hadnbrand, der, ohne ihn zu kennen, 
ihn dazu herausfordert), endlich das „Ludwigslied" auf den Sieg 
drtes weststsränkischen Königs über die Normannen. 
Zehntes Kapitel. 
Teilung der Karolingischen Monarchie, Entstehung eines 
Deutschen ftnchs. 
^parl der Große hatte drei Söhne, Karl, Pipin und Ludwig. 
Unter sie hatte er bereits aus den Fall seines Todes das Reich ge¬ 
teilt. Allein Pipin und Karl starben 810 und 811, und so fiel bei 
des großen Kaisers Tode (s 14) das ganze Reich ungeteilt dem allein 
überlebenden Sohne Ludwig zu. Die deutsche Geschichtsschreibung 
hat ihn „den Frommen" zubenannt, die französische nennt ihn „ledebon- 
naire“, was so viel wie schwachherzig, unselbständig bedeutet. Aller¬ 
dings ist seine Frömmigkeit bisweilen in allzu große Nachgiebigkeit 
gegen die Geistlichkeit und ihre Interessen ausgeartet. 
Im Anfang regierte Ludwig kräftig, reinigte den Hof seines Vaters 
von der teilweise daselbst eingerissenen Leichtfertigkeit der Sitten, setzte 
dessen Bestrebungen für Beschränkung der Großen und Erleichterung 
der Ärmeren eifrig fort, kämpfte auch tapfer gegen die äußeren Feinde 
des Reichs, insbesondere die Slawen. Später verfiel er dem Einfluß 
unweiser Ratgeber und mehr noch dem seiner zweiten Gemahlin, aus 
dem Geschlechte der Welsen, namens Judith. Ihr zu Liebe wollte er 
seinen Sohn aus zweiter Ehe, Karl („der Kahle" zubenannt), vor
	        
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