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Auflage keiner Lesart begegnen soll, die sich nicht durch eine
gute Autorität verteidigen lassen wird.
Die wenigen Gedichte, welche aus pädagogischen Rücksichten verkürzt
werden mußten, oder deren voller, von Wirth verkürzter Text wegen der
Stereotypierung des vorliegenden Teils in dieser Auflage noch nicht auf¬
genommen werden konnte, sind mit der Randbemerkung „gekürzt" versehen.
So sorgsam ich bemüht gewesen bin, einen guten und korrekten
Text der Gedichte zu liefern, so konnte ich nach den bestehenden Vor¬
schriften nicht umhin, wenigstens in dem vorliegenden Teile, der keinen
literarhistorischen Zweck hat, die Orthographie nach der amtlichen Schreib¬
weise zu ändern. Auch die Interpunktion besonders älterer Dichter,
wie z. B. Herder, war so eigenartig, daß ich mich zu einigen Änderungen
berechtigt glaubte, um die Zeichensetzung mit der in den Prosastücken
einheitlich angewandten in einige Übereinstimmung zu bringen. Es
handelte sich dabei meist um den Gebrauch des Kommas bei neben¬
geordneten Satzgliedern und Sätzen und um das von älteren Dichtern
mit Vorliebe gebrauchte Semikolon. Doch habe ich auch nur da geändert,
wo die Interpunktion des Originals mit den in den Prosastücken an¬
gewandten Grundsätzen direkt in Widerspruch trat; was irgend stehen
bleiben konnte, ist geblieben.
Auch die prosaischen Lesestücke sind einer genauen Durchsicht unter¬
worfen worden. Die aus unsern Klassikern entnommenen Abschnitte
sind mit derselben Pietät gegen die Verfasser behandelt worden wie die
Gedichte. In andern Lesestücken habe ich mir au einzelnen von der
Kritik beanstandeten Stellen, welche dem Sprachgebrauch gar zu sehr
zuwiderliefen, kleine Änderungen erlaubt. Vor allem ist der Versuch
gemacht worden, eine einheitliche Interpunktion anzubahnen, für welche
die in der Engelien'schen Grammatik und den Lesebüchern von Hopf und
Paulsiek und Bellermann u. Gen. ausgesprochenen Grundsätze maßgebend
gewesen sind. Bei der Entscheidung habe ich vielfach den Rat und die
Meinung meiner Kollegen an der höheren Töchterschule in Anspruch
genommen und sage denselben für das bewiesene Interesse meinen besten
Dank. Freilich werden bei dem Mangel an festen, allgemein gültigen
Normen die Meinungen über die Berechtigung dieser oder jener Inter¬
punktion noch manchmal auseinandergehen.
Das Lesestück Nr. 119 „Der Hering" erschien sprachlich so bedenk¬
lich, daß ich es durch ein anderes gleichartiges ersetzt habe. Ebenso ist für
das Gedicht Nr. 148 „Das deutsche Vaterland" von Schmidt von Lübeck,
das in seiner veränderten Form nicht bleiben sollte, in seiner ursprünglichen
aber nicht aufgenommen werden konnte, ein anderes eingerückt worden.
Wie ich Herrn Oberlehrer vr. Gärtner in Breslau für die mir
gütigst überlassenen Monita meinen ebenso aufrichtigen als ergebenen
Dank ausspreche, so werde ich allen Kollegen für die Mitteilung auf¬
gefundener Druckfehler und Unrichtigkeiten in diesem oder den andern
Teilen des Wirth'schen Lesebuchs in hohem Grade dankbar sein.
Potsdam. tz, Sch,nid,
Direktor der städtischen höheren Töchterschule.
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