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VO
II. Von der Viehzucht.
über tüchtig gearbeitet, dann hat es abends Ruhe und Pflege
verdient. Kommt es heim, so reinigt man ihm die beschmutzten
Beine und reibt ihm den Schweiß ab. Eine Wohltat ist es für
das mũde Pferd, wenn ihm Auge und Nüstern mit einem nassen
Schwamm gesãaubert werden. Der Stall soll geräumig sein und
an Luft und Licht keinen Mangel haben. Der Gaul mub aber
so stehen, dab ihn die Zugluft nicht trifft, und das grelle Licht
ihm nicht in die Augen scheint. Auch von Fliegen und Mücken
soll der Stall möglichst frei sein; man läßt deshalb tagsũüber dĩe
Luft ordentlich hindurchstreichèn. Sodann sorgt man für ein
weiches und beguemes Lager. Da sagt wohl manch einer, ein
Pferd mũsse hart stehen, sonst würden seine Hufe verweich—
licht. Das ist aber Quäãlerei. Für ein Luxuspferd, das tagelang
im Stalle steht, läbt man sich einen harten Stand gefallen; das
geplagte Arbeitspferd hat aber seine Hufe und Beine am Tage
genug angestrengt, und es tut ihm wohl, wenn es sie abends
ausruhen kann. Darum soll der Stand gut gestreut sein. Recht
gut ist es, wenn unter der Strohstreu noch eine Schicht Sand
ôder Toristreu liegt; diess saugt alle Feuchtigkeit auf und
verhindert die schnelle Zersetzung des Harns.
b. Eine besondere Pflege haben die Hufe nötig. Weil da-
bei aber noch so viele Fehler gemacht werden, wollen wir
uns darũüber in einem besonderen Kapitel unterhalten. Indessen
auch in anderer Richtung kann noch manches gebessert werden.
Sso verlangen die Pferde eine ruhige Behandlung, auch
wãhrend der Arbeit. Gar oft lassen unvernünftige Besitzer und
Knechte an den geplagten Tieèren ihren Zorn aus, behandeln
gie roh und unmenschlich, bearbeiten sie mit Fuß und Peitsche;
gar oft lassen sie die Tieère bühen, was sie selbst verschuldet
Gaben. Die Peitsche sollte überhaupt nicht geduldet werden. —
Die Pferde können nur dann tüchtig ziehen, wenn sie passendes
Geschirr haben. Am besten isf wobhl das Kummet, aber es
mub sicher und fest anliegen, ohne zu drücken und zu scheuern.
Ein schlecht sitzendes Kummet ist eine Qual für die Tiere und
wird dann viel besser durch das Brustblattgeschirr ersetzt.
Auch das Aufhalten der Wagen mub durch bequeme Aufhalt-
riemen und dureh Hemmvorrichtungen erleichtert werden. In
der heiben Jahreszeit kann man den Tieren Schutz gegen die
stechenden Fliegen und Mücken verschaffen dadurch, dah man
ihre natürliche Waffe, den Schweif, und auch die Schopf. und
Mahnenhaare ungekürzt läßt und die Ohren durch eine dünne
und leichte Kappe schützt. In kalter Vinterzeit sorge man dafür,
daß dem Tiere das Gebiß nicht eiskalt ins Maul gelegt wird,
so dab die Zunge daran festfriert. Der tüchtige Bauersmann,
der ein Herz hat auch für sein Arbeitsvieh, wird schon merken,
wie er seinem treuen Arbeitsgefährten die Arbeit erleichtern
kann. Wer sein Pferd treu pflegt und hält, dem wird es auch
dureh langjährige treue Dienste dankbar lohnen. b Henα.