Full text: Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare

Aas Hroßherzogtum Aessen. 
Als spezielle Heimatkunde 
in übersichtlicher Darstellung bearbeitet 
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L. Aosch, 
Großherzogl. Schulrat i. P. zu Darmstadt. . ^ 
Zwölfte, vermehrte Auflage \902. 
I. Geschichtlicher HlberbLicK. 
1. Die ersten uns bekannten Kewohner des Kandes. 
Das heutige Großherzogtum Hessen war zur Zeit, als die Römer 
ihre ersten Einfälle nach Deutschland machten, von verschiedenen Völker- 
schasten bewohut. 
In Starkenburg und Rheinhessen hatten die zu den gallischen Volksstämmen 
zählenden Celten (Kelten) festen Fuß gefaßt. Ebenso hatten sich die zu den 
germanischen Völkern zählenden und mit den Römern sich befreundenden 
Vangionen am Rheine niedergelassen und 50 v. Chr. Worms zur Hauptstadt 
ihres Reiches gemacht. Aber bald (211 n. Chr) hatten sich die Alemannen 
vom Bodensee an auf beiden Seiten des Oberrheines ausgebreitet und Rhein- 
Hessen und Starkenburg berührt. — Auch die Burgunder waren gleich den 
Alemannen aus dem Osten Deutschlands eingewandert, waren durch den Oden- 
wald in die heutige Provinz Starkenburg eingedrungen, hatten den Rhein über- 
schritten und Worms (412 n. Chr.) zur Hauptstadt ihres Reiches gemacht, bis 
sie zuerst durch die Hunnen, später durch die Franken besiegt und nach der 
Loire, Saüne und Rhone zurückgedrängt wurden. — Die geschichtlichen Wurzeln 
des Nibelungenliedes reichen in die Zeit des Einfalles der Hunnen um 450 n. Chr. 
Die Chatten, einer der stärksten, tapfersten Stämme der alten 
Germanen, hatten lange vor Chr. Geburt ihre Wohnsitze in dem jetzigen 
Oberhessen uud einem Teil von Hessen-Nassau genommen und ihr Reich 
nördlich des Mains über Thüringen bis zum Harzgebirge ausgedehnt, 
wo ihnen ein anderer germanischer Stamm, die Cherusker, die Herr- 
schast streitig machte. 
Alle diese Völker mußten den mächtigen Franken weichen, nachdem 
Chlodwig 496 n. Chr, in der Schlacht bei Zülpich die Alemannen besiegt 
und seine Söhne 534 sich auch die Burgunder unterworfen hatten, bis 
endlich der gewaltige Frankenkönig, der nachmalige Kaiser Karl d. Große, 
gegen das Ende des 8. Jahrhunderts alle deutschen Stämme unter einem 
Scepter vereinigte. Die Chatten waren der einzige Volksstamm, der 
seine ursprünglichen Wohnsitze in der Zeit der großen Völkerwanderung 
nicht verändert hatte; nur war an die Stelle des Namens „Chatten" 
(vielleicht durch verschiedene Aussprache) der Name „Hessen" getreten. 
2. Hessen als Kanbgrafschaft. 
Nachdem über Hessen im 9. und 10. Jahrhundert fränkische 
Herzöge uud Grafen regiert hatten, bildeten Hessen und Thüringen 
Dosch Hessen. 12. Aufl. 1902. 1
	        
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