fullscreen: Die vorchristliche Kulturwelt (Hauptteil 1)

14 
Die semitischen Völker. 
Religion und Staatsverfassung. 
Die Religion. Wie fast alle Borderasiaten verehrten die Phönicier 
das lebenspendende Licht als Bal, gaben ihm aber gewöhnlich den Bei- 
namen Moloch König); die weibliche Gottheit (Balit, Jstar) nannten 
sie Astarte. Die Vorstellung von der absterbenden und sich wieder ver- 
jüngenden Natur (Adonis) hatten sie mit den Ägyptern gemein (Horns). 
^ Der Moloch wurde dargestellt mit Menschenleib und Stierkopf: aber bei 
der Auffassung femes Wesens betonte man mehr die schlimme Seite, nämlich 
die alles Leben vernichtende Gluthitze, und suchte dann den zürnenden Gott 
durch grausame Menschenopfer zu versöhnen. 
Tie Staatsform wich wesentlich von der babylonisch-ägyptischen ab. 
Wohl finden wir kleinere Stadtkönige; aber zu einem staatlichen 
Zusammenschluß der einzelnen Stadtgebiete kam es nicht. Auch konnten 
die Stadtkönige keine despotische Regienmgsform ausbilden, weil sich 
Unzufriedene einem etwaigen Druck durch Auswanderung hätten entziehen 
können (f. Grundbegriffe S. XI). So wurde im Gegenteil die Monarchie 
immer mehr beschränkt durch den Einfluß der Vornehmen und Reichen 
(Plutokratie), in einzelnen Städten sogar ganz abgeschafft und durch zwei 
Suffeten (Richter) ersetzt, die wieder an die Zustimmung zweier Räte 
(eines „engeren" von 30 und eines „weiteren" von 300 Mitgliedern) fo- 
wie der Volksversammlung gebunden waren. 
Geschichte. 
Zeitweilig vereinigten sich mehrere Städte zu einem Bunde. An 
1500 der Spitze eines solchen stand in älterer Zeit Sidon; damals unterhielten J 
bie Phönicier regen Verkehr mit den Ländern um die Osthälfte des Mittel- 
meeres bis zum Schwarzen Meer. Bald jedoch erstarkte die griechische" 
Seemacht und suchte den phönicischen Wettbewerb aus dem östlichen Mittel- 
meer zu verdrängen. Dafür wendeten sich die Phönicier fortan mehr nach 
1000 dem Westbecken des Mittelmeeres. Vorort war nun Tyrus, eine Tochter- 
stadt Sidons. Die Schwäche Assyriens sowie Ägyptens im 10. Jahrh. 
n 850 ermöglichte eine Blütezeit Phöniciens unter Hiram von Tyrus, dem 
Freunde Salomos; er legte (auf einer Insel der Altstadt gegenüber) Neu- 
n 850 Tyrus an. Gegen Mitte des 9. Jahrh. wurde von Tyms aus Karthago fj 
gegründet. Schließlich mußte das Stammland die assyrische, dann die 
babylonische Herrschaft anerkennen und sich nach dem Sturze der letz¬ 
teren ebenfalls dem persischen Weltreich einfügen lassen. 
Die weltgeschichtliche Bedeutung der Phönicier liegt weniger in ihren 
eigenen Leistungen, als vielmehr darin, daß sie die babylonisch-ägyptische Misch- 
kultur zu den verschiedenen Gestadeländern des Mittelmeeres brachten, so den 
Bergbau, das Maß- und Gewichtssystem, die Buchstabenschrist u. a. Auch erhielten 
die Griechen manche Anregungen auf dem Gebiete der Religion und der Knust.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.