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es blieb aber vergeblich, Heinze beantwortete Alles so kurz als möglich 
und verfiel dann wieder in sein voriges Stillschweigen. Endlich nahte sich 
die Mittagsstunde, der Tisch wurde gedeckt, das Essen aufgetragen, und 
der Besuch stand jetzt auf, strich seinen Hut glatt und sagte: „G-oocl by 
to you all !“*) 
„Wollen Sie nicht mit uns essen, Mr. Heinze?" 
„Habe nichts dagegen/' erwiederte dieser, ruhig umkehrend, setzte den 
Hut unter seinen eigenen Stuhl und vertiefte sich gar bald in den gebra¬ 
tenen Speck und eine Schüssel voll Kartoffeln. 
Das Essen war weggeräumt, die Frauen hatten ihre Beschäftigungen 
wieder aufgenommen, ja der Abend brach schon herein, der muthmaßliche 
Freier blieb aber immer noch auf seinem Stuhle stocksteif sitzen und sah 
bald die jüngste, bald die älteste der Schwestern forschend von der Seite 
an, daß die Mädchen, welche lange die Absicht seines Besuches gemerkt 
hatten, das Lachen kaum unterdrücken konnten. Da kam endlich der Vater 
aus dem Walde zurück und trieb ein paar Kühe heim, trat dann in die 
Stube und begrüßte den Gast, neben diesem Platz nehmend. Heinze thaute 
jetzt ein wenig aus und wurde gesprächiger, rückte aber immer noch nicht 
mit der Sprache heraus, und ließ sich erst wieder zum Abendbrod ein- 
laden, ebe er zugab, daß sein Pferd abgesattelt und gefüttert würde, da er 
fortwährend behauptete, er müsse augenblicklich nach Hause reiten; die her¬ 
einbrechende Dunkelheit und ein heranziehendes Gewitter machten überdies 
jedes fernere Röthigen unnütz; ohne weitere Einladung holte er jetzt selbst 
den Sattel in's Haus und band den Pony an einen Trog fest. 
Sobald das Wetter vorüber war, suchten Alle ihr Lager, und auch 
der Freiersmann sah sich bald unter zwei wollenen Decken ausgestreckt. 
Am andern Morgen, ehe es noch ganz hell war, erhoben sich die beiden 
Mädchen (die ganze Familie schlief, den Gast eingerechnet, in der einen 
Stube), kochten den Kaffee, melkten die Kühe und trugen das Frühstück, 
Speck mit Maisbrod, auf. Run aber wurde auch Heinze unruhig, und 
die Frage um eine der Töchter lag ihm auf der Zunge. Das merkte der 
Alte, dem die Mutter schon ihre Vermuthung mitgetheilt hatte; dem armen 
Teufel also eine Verlegenheit zu ersparen, nahm er ihn beim Knopf, führte 
ihn vor die Thür und erzählte ihm hier — daß seine zwei Töchter schon 
Bräute wären und am nächsten Sonntage zu gleicher Zeit getraut werden 
würden. 
Heinze sagte blos das eine Wort „singulär“**), drückte sich dann 
den Hut fester in die Stirn, schüttelte dem Alten die Hand, bat ihn, 
seinen Sattel aus dem Hause zu holen, und war zehn Minuten später auf 
dem Heimwege. 
Er hatte aber einen ganzen Tag versäumt und noch dazu in der 
*) Lebt wohl Alle zusammen. 
**) Sonderbar.
	        
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