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Pflanzzeit, durfte also auf keinen Fall, ohne seinen Zweck erreicht zu haben, 
nach Hause kommen; als er daher an einer andern Hütte vorbeiritt, in 
der ebenfalls ein junges, obgleich sehr armes Mädchen wohnte, so stieg er 
ab, trat hinein und beendete in anderthalb Stunden das Geschäft, indem 
er schnell von den Eltern und dem Mädchen, die ihn alle als einen fleißi¬ 
gen Burschen kannten, die Zustimmung erhielt. Vier Stunden später 
ging er schon wieder in Hemdärmeln auf seinem eigenen Lande hinter dem 
Pfluge her und zog Furchen für die Maissaat. Acht Tage darauf ritt er 
mit seiner Braut zum Friedensrichter und verließ diesen als ein verhei- 
ratheter Mann. 
So arm ein Backwoodsman aber auch sein mag, so wird er doch 
nie zugeben, daß seine Frau eine sehr harte Arbeit thue; ihre Beschäfti¬ 
gungen beschränken sich auf Kochen, Waschen, Spinnen und Weben. Von 
Vergnügungen — einen gelegentlichen Tanz ausgenommen — weiß eine 
solche Frau freilich gar nichts, — Städte kennt sie nur dem Namen nach; 
sie verlangt aber auch nichts weiter, als ihre eigene Familie gedeihen, ihre 
Heerden mit jedem Jahre wachsen zu sehen. Sonntags reitet sie an der 
Seite ihres Mannes auf einent hübschen Damensattel (den sie sich anschafft, 
und wenn sie darum eine Kuh verkaufen müßte) zur Betversammlung, be¬ 
nutzt vielleicht zugleich die Gelegenheit, eine nicht sehr entfernt wohnende 
Freundin zu besuchen. 
Welche Thatkraft aber in der Brust einer solchen Frau oft schlum¬ 
mert, die nur des Funkens bedarf, um zur Flamme empor zu lodern, mag 
das folgende Beispiel beweisen: 
Im April des Jahres 1840 hatte ein junger Missourier auf einein 
Jagdzuge, den er mit mehreren Kameraden unternomnten, zufällig eine 
augenscheinlich sehr reichhaltige Bleimine entdeckt, die etwa öO engl. Meilen 
von seiner eigenen und fast eben so weit von jeder andern Farm entlegen 
war. Da seine Gefährten sich zufällig von ihnl entfernt hatten, so be¬ 
schloß er, Keinem ein Wort davon zu sagen, sondern mit Weib und Kind 
dahin auszuwandern und an der Stelle ein „Jmprovement" anzulegen, 
d. h. sich dort niederzulassen, wo er erwarten durfte, aus dem Ertrag der 
Mine, wenn er sich vor allen Dingen das Land gesichert hatte, reichen 
Nutzen zu ziehen. Gedacht, gethan. Schon am dritten Morgen kehrte er zu 
den Seinigen zurück, verließ, da er nicht gleich einen Käufer fand, sein klei¬ 
nes Besitzthum, packte das nothwendigste Handwerkszeug auf ein Pferd, seine 
Frau und zwei kleine Kinder auf ein anderes, schulterte die Büchse und 
trat nun wohlgemuth, voll froher Hoffnung, seinen Marsch nach der neuen 
Heimath an. Da aber das jüngste Kind, ein Säugling von dreiviertel 
Jahren, unwohl war, so vermochte er nicht die ganze Strecke in einem 
Tage zurückzulegen, sondern lenkte am Abend, da sich überdies der Himmel 
umwölkte, die Schritte am Ufer eines kleinen Baches hinauf, wo er früher 
einmal eine alte verlassene Blockhütte gesehen hatte. Das ersehnte Ob¬ 
dach war kaum erreicht, als der Regen in Strömen herabgoß, grelle Blitze 
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