Full text: Europa, ohne das Deutsche Reich (H. 2 = Lehrstoff d. Quarta)

§ 244—245. 
3. Die Wasserhülle. 
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Größere Landmassen lagern meist auf einem untermeerischen Sockel, der 
Kontinentaltafel oder dem Festlandsockel, den man durch die 200 m- 
Linie, die Grenzlinie zwischen Tiefsee und Flachsee, abzugrenzen Pflegt. 
Randmeere und Binnenmeere erreichen oft diese Tiefe nicht, so die Nordsee 
und die Ostsee nur an ganz wenigen Stellen. Die mittlere Tiefe der Meere 
mag 3500 m betragen, also fast 3000 m mehr als die Durchschnittserhebung 
des Landes. Die bedeutendsten Tiefen sind im Stillen und im Atlantischen 
Ozean gefunden, und zwar in beiden an den Rändern. Die größte bis jetzt 
gemessene Tiefe, das Nerotief, findet sich mit 9600m im Guamgraben, 
südöstlich von den Marianen-Jnseln. Sie ist 800 in tiefer, als der Mount 
Everest hoch ist. 
Die Neigung des Meeresbodens ist von der Mste bis 200 m meist sanft, dann 
bis 3000 m steil, bis 6000 m wieder herrschen flache Becken und Mulden vor, aus 
denen sich steilwandige und tiefe Gräben in beträchtliche Tiefen senken. 
§ 244. Eigenschaften des Meerwassers. Seine Farbe ist im allgemeinen 
ein tiefes Blau. Doch wechselt sie nach der Tiefe der Wasserschicht, der Tem¬ 
peratur, dem Salzgehalt, nach der Beleuchtung und Bewölkung des Himmels. 
Sie ist dunkelblau (ultramarin) in den tiefen, klaren Ozeanen, besonders in 
den Tropen, grün über Untiefen, auch im nördlichen Atlantischen Ozean. 
Eigentümlich ist dem Meerwasser der bittersalzige Geschmack als Wirkung 
eines im Durchschnitt 3,sprozentigen Gehalts an aufgelösten Salzen, wovon 
2,7% auf das Kochsalz entfallen. Dieser Salzgehalt ist besonders hoch, wo 
die Verdunstimg groß ist, so im Mittelländischen Meere und im Roten Meere, 
besonders gering in der Nähe einmündender großer Ströme. 
Die Temperatur des Meerwassers nimmt fast immer von der Oberfläche nach 
dem Boden zu ab. Das kalte Bodenwasser der Ozeane wird durch Polarströmungen 
immerfort erneuert, und zwar vorzugsweise vom Südlichen Eismeer her. Selbst 
unter dem Äquator beträgt dämm die Bodentemperatur kaum mehr als +1°, in 
4000 m Tiefe fast +2°. Der nördliche Atlantische Ozean ist thermisch besonders 
bevorzugt. Unter 40° N hat er z. B. in 1000 m Tiefe + 7° Wafserwärme, während 
der Stille Ozean in derselben Breite und Tiefe nur +3° aufweist. Der tägliche 
Einfluß der Sonnenstrahlung ist bis in eine Tiefe von 180 m noch bemerkbar. Die 
Durchschnittswärme der Binnenmeere ist in niedrigen Breiten höher als die der 
offenen. An den tiefsten Stellen des Mittelmeeres beträgt sie noch +13°, im Roten 
Meere bei 1500 m Tiefe noch +22°. Die wärmsten Tropenmeere haben an der 
Oberfläche im Durchschnitt +30°, die Nordsee im August +15°. 
§ 245. Wirtschaftliche Bedeutung der Meere. Ihre Bedeutung für den 
Weltverkehr ist bereits (§ 216) hervorgehoben. Besonders wichtig ist der 
Atlantische Ozean, dessen Ränder im nördlichen Teile durchschnittlich etwa 
4000 km voneinander abstehen. Er ist sehr begünstigt vor dem Stillen Ozean, 
da die pazifischen Küstengebiete zwischen Panama und Hinterindien um rund 
die halbe Äquatorlänge voneinander entfernt find. 
Die Meere sind die Hauptspender der Niederschläge auf der Erde. 
Aber sie bringen uns auch unmittelbar Nutzen durch ihre tierischen, pflanz¬ 
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