Full text: Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten

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wurde die Messe am Mainufer abgehalten. Die Glocken läuteten die Messen 
festlich ein. Die Feierabendstunde wurde verlängert, uud das Weiuglöckchen er- 
tönte später als sonst. Schauspieler und Possenreißer sorgten für die uötige 
Unterhaltung, und der Frohsinn fand überall eine gastliche Stätte. Kurz: die 
Meßzeit war der Stolz der Bewohner Frankfurts. Die heutigen Messeil sind 
infolge der geänderten Verkehrsverhältnisse in ihrer Bedeutung sehr gesunken 
und nur uoch ein Schatten aus der damaligen Zeit. — Von besonderer Be- 
deutung für den Handel ist die Börse. Dieses Wort soll von der Familie 
„van der Burfe" in Brügge (Belgien) herrühren, in deren Haus früher die 
Kaufleute zusammenkamen, um ihre Geldgeschäfte zu erledigen. Man bezeichnet 
mit dem Worte Börse zunächst das Gebäude, in dem Bankiers, Kausleute 
und Makler (Geschäftsvermittler) an Wochentagen zu bestimmten Stunden zu- 
sammenkommen, um Wertpapiere, Wechsel :c. zu kaufen und zu verkaufen. So- 
dann bezeichnet man mit dem Worte Börse die Zusammenkunft der genannten 
Geschäftsleute und deren Tätigkeit selbst. Da Wertpapiere auch Effekten genannt 
werden, nennt man diese Börse auch Effektenbörse zum Unterschiede von der Waren- 
börse, auf der Waren wie Getreide, Leder :c. umgesetzt werden- Außer der 
Börse gibt es in Frankfurt einen Produktenmarkt und zur Meßzeit einen Leder- 
markt, oft fälschlich Produktenbörse und Lederbörse genannt. Das Angebot und die 
Nachfrage nach Geld, den Kauf und den Verkauf von Wechseln ic. auf der Börse 
nennt man den Geldmarkt. — Die Frankfurter Börse nimmt unter den Börsen 
Deutschlands eine hervorragende Stelle ein und kommt im Range nach den Börsen 
Berlin und Hamburg. 
c) Die gesundheitlichen Einrichtungen der Stadt sind muster- 
hast. Während früher die Bewohner der Innenstadt in engen, ungesunden Straßen 
und Gassen zusammengedrängt leben mußten, finden wir in den neuen Stadtteilen 
überall breite Straßeu uud freie Plätze. Vorzügliches Wasser wird aus 139 
Quellen des basaltreichen Vogelsberges bei Fischborn gesammelt und über Bir- 
stein nach dem hochgelegenen Sammelbecken des Aspenhainer Kopfes bei Wächters- 
bach geleitet. Dasselbe geschieht mit den Ouelleu aus dem Cassel- und Bieber- 
grnnd im Spessart. — Diese beiden seit 1873 im Betrieb befindlichen Wasser- 
leitungen, von denen die Vogelsberger Leitung täglich etwa 8000 cbm, die des 
Spessarts etwa 6000 cbm Wasser liefert, wurden im Jahre 1902 durch das Wirt- 
heimer Wasserwerk verstärkt. Letzeres führt täglich etwa 2000 cbm Grundwasser 
ans dem Kinzigtale dem Aspenhainer Sammelbecken zu. Vou hier wird das 
Wasser in einer 43 km langen und V2 m weiten eisernen Rohrleitung dem Hoch- 
beliälter an der Friedberger Warte zugeführt. Der Behälter liegt 158 m über, dem 
Nordseespiegel uud faßt etwa 25 T. cbm Waffer. Ein Teil des zugeströmten Wassers 
wird durch Maschinen nach dem noch höher liegenden Behälter an dem Heilgen- 
stock gepumpt, um die hochgelegenen Stadtteile mit Wasser versorgen zu können. 
Auch die Grundwasserleitung aus der Praunheimer Gemarkung mündet in den Hoch- 
behälter an der Friedberger Warte. Das Quellwasser aus dem Vogelsberg hat 4", 
das des Spessarts uur 0,5° Härte. Beide sind somit weich und werdeu in dem 
Sammelbecken mit dem reinen, aber harten Wasser der Praunheimer Gemarkung 
(17,3° Härte) vermischt. — Ferner liefern täglich der Tiefbrunnen am Röderspieß 
und die Quelle des Seehofes je ca. 1000 cbm Wasser. — Einen weiteren Hoch¬ 
behälter besitzt die Stadt am Sachsenhäuser Berg, unfern der Darmstädter Warte. 
El faßt etwa 30 I. cbm und sammelt die Grundwasser des Frankfurter Stadt¬
	        
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