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Leg dich darunter, nach oben schau
(dies Funkeln im Weiß, dazwischen
das Blau!)
und lausche! Von fern und nah,
richtig, sind schon die Bienen da.
Ganz aus ist nun die Winter¬
nacht,
der alte Herr ganz aufgewacht.
Behaglich rauscht er: „Laßt's euch
schmecken!"
Wie sie von allen Tellerchen
schlecken!
Von einem zum andern, summ,
summ, summ!
zu Tausenden tummeln sie sich
herum,
nippen, naschen, trinken, brummen;
die Blüten selber, meinst du, summen
immer im gleichen Geschwirr in
Ruh’ —
Der Alte strahlt über und über dazu.
Endlich zieht davon der Schwarm.
Aber nun werden die Tage warm,
aber nun brechen die Blätter heraus,
aber nun reifen die Früchte aus.
An jedem Aste, die Körbe schwer,
richtet er's jetzt für die Großen her.
Stützt ihm die Arme, daß er nicht
unter dem eigenen Segen bricht!
3. Vogelmette.
1. Dringt das erste Dämmerlicht
grüßend mir ans Bette,
hör' ich vor den Fenstern dicht
eine Vogelmette.
2. Hell vom Platz vormeinem Haus,
wo die Sträucher ranken,
klingt sie in die Stadt hinaus
wie ein kindlich Danken.
3. Leise da und dort erwacht
erst ein Vogelseelchen,
und halb schlummernd nochund sacht
stimmen sich die Kehlchen.
4. „GutenMorgen !“hör’idTsdann,
„fehlen denn auch keine?
Munter, Kinder, fangt nur an,
noch sind wir alleine!"
5. Und nun setzt es silbern ein,
keusch in jedem Klange,
vogelfröhlich, glockenrein,
frisch zum Morgensange.
6. Innig wie ein Kinderlied,
wie ein Märchen traulich,
daß es durch die Lüfte zieht
wundersam erbaulich.
7. Wie es schwillt und wogt und rollt
und zum Schöpfer schwebt,
bis das erste Sonnengold
um die Dächer webt.
4. Heidefrieden.
1. Wie ist es seltsam märchen¬
schön,
still durch die Heide hinzugehn,
wenn fern die Sonne untergeht
und Farbenduft herüberweht.
2. Wie ist's da wohlig rings er¬
wärmt,
von Wolkenschatten über¬
schwärmt,
indes am hohen Himmel zieht
hinwandernd eines Vogels Lied.
3. Dann schweigt es still — und
alles schweigt,
und leis der Abend niedersteigt,
bis auf der Heide, fern und nah
nur webt der Duft der Erika.
4. Bis nur der Leuchttürm' wech¬
selnd Licht
noch sterngleich durch das Dunkel
bricht,
die übers Wattenmeer in Ruh’
sich blinzeln ihre Grüße zu.