Full text: Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. - 4. Schuljahr mehrklassiger Schulen

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in Gesellschaft; sie leben gemeinsam in einem Hause. Wo viele Häuser 
mit Familienwohnungen zusammen gebaut werden, entsteht ein Wohnort. 
Die Wohnorte können Dörfer oder Städte sein. Die Familien eines 
Wohnortes bilden zusammen eine Gemeinde. Sie leben in einer großen 
Gemeinschaft und sorgen für vieles, wie Schule, Kirche, Straßen it., ge¬ 
meinsam. Eine Anzahl Dorf- und Stadtgemeinden bilden einen Kreis 
(Amt), mehrere Kreise machen einen (Regierungs-) Bezirk (eine Amts- 
hauptmannschaft) aus, und einige von diesen setzen sich zu einer Provinz 
zusammen. Die Provinzen bilden das Land oder den Staat. 26 deutsche 
Staaten (Königreiche, Herzogtümer, Fürstentümer zc.) bilden das deutsche 
Reich, ihre Bewohner das deutsche Volk. 
Die Familie wird von den Eltern regiert, die Dorfgemeinde von 
dem Gemeindevorstand, die Stadtgemeinde von dem Bürgermeister 
mit dem Rate, das Land von dem Landesfürsten mit den Minister» 
das Reich von dem Kaiser mit dem Kanzler. Diejenigen, welche uns 
regieren, stehen über uns, sind unsere Obrigkeit; wir stehen unter 
ihnen, sind ihre Unterthanen. — „Seid unterthan der Obrigkeit, die 
Gewalt über euch hat" ?e» Der Obrigkeit und ihren Gesetzen muß man 
gehorchen. 
Die meisten Einwohner einer Stadt oder eines ganzen Landes 
gehören dem Nährstande an, die anderen dem Wehrstande oder dem 
Lehrstand e. 
71. Der Nährstand. 
a. Die Landwirtschaft. Die meisten Bewohner eines Landes 
wirtschaften auf dem Lande. Sie beschäftigen sich als Bauern, Land- 
Wirte oder Gärtner mit der Landwirtschaft. Sie wohnen auf Höfen 
(Gütern, Wirtschaften), zu welchen Wirtschaftsgebäude (Ställe, Scheunen 
und Schuppen) und Äcker (Felder, Wiesen uud Wald) gehören. Die 
Äcker (Grundstücke) werden von ihnen bebaut: sie treiben Ackerbau. 
Knechte, Mägde, Tagelöhner und Zugtiere sind ihre Gehilfen dabei. Durch 
den Ackerbau werden Getreide (Roggen zu Schwarzbrot, Weizen zu 
Weißbrot, Gerste zu Bier, Hafer für die Pferde), Hülsenfrüchte (Erbsen, 
Linsen, Bohnen), Futterkräuter (Klee, Wicken, Lupinen :c.), Futter- 
gräser (Heu, Grummet), Ölgewächse (Raps, Rübsen) und Gespinst- 
pflanzen (Flachs zu Leinwand, Hanf zu Stricken) erzeugt. In Gärten 
treibt man Obst- und Gemüsebau (-zucht); aber auch auf Berglehnen 
und Landstraßen pflanzt man Obstbäume an. In manchen Gegenden be- 
nutzt man sonnige Hügel und Berge zum Weinbau, fruchtbare Felder 
zum Hopfenb au. 
Die Landwirte ziehen aber auch Vieh auf (Pferde, Rinder, Schafe, 
Ziegen, Schweine): sie treiben Viehzucht. Das Vieh wird von ihnen 
gepflegt, in Ställen gefüttert und gemästet oder zur Weide getrieben. 
Pferde und Rinder dienen als Zugtiere; die Kühe geben im Leben Milch, 
Butter und Käse, alte und junge Rinder (Kälber) nach dem Tode Fleisch, 
Talg, Horn und Häute, die Schafe Wolle, Felle und Fleisch, die Ziegen
	        
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