Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Abteilung 2, [Schülerband])

4. Der Pregel. 
Goldapp auf und erreicht dann Darkehmen. Die Pissa ist der 
Abfluß des auf der polnischen Grenze liegenden Wyßtyten-Sees. 
Anfangs fließt sie zwischen Hügeln dahin; dann sind ihre Ufer von 
Wiesen umgeben, auf denen die Pferde des Landesgestüts Tra— 
kehnen weiden. Vor Gumbinnen nimmt sie die Rominte auf. 
Diese wird fast von der Quelle an meilenweit von Kiefern- und 
Fichtenwald eingesäumt; daher rührt die tiefbraune Farbe ihres Wassers. 
Aus der großen Romintenschen Heide wird während des Hochwassers 
im Frühjahre viel Holz auf ihr nach Gumbinnen geflößt. — Oberhalb 
Insterburg kommen Pissa und Angerapp zusammen, und unterhalb 
der genannten Stadt fließt von Nordosten her die Inster hinzu, 
welche trägen Laufes durch ein breites Wiesenthal zieht. Von hier ab 
führt der vereinigte Fluß den Namen Pregel. Seinen Lauf ver— 
folgend, gelangen wir in das sogenannte „Dessauische“. Damit 
bezeichnet man die ausgedehnten Güter des Herzogs von Anhalt, mit 
dem Hauptorte Norkitten. Bei Wehlau nimmt der Pregel die Alle 
auf. Das ist sein größter Nebenfluß, der ihn selbst an Länge über— 
trifft. Bei Tapiau fließt der Fluß selbst in breitem Thale nach Westen. 
Aber nach Norden schickt er einen Seitenarm, die Deime. Sie hat 
ein so geringes Gefälle, daß das Wasser oft rückwärts in den Pregel 
fließt. Die Segelkähne beleben von hier ab in großer Zahl den ruhig 
dahin fließende.t Strom. Die Ufer sind so flach und die Schiffe ragen 
über diese so hoch empor, als wenn sie auf dem Lande ständen. — 
Vor dem Kirchdorfe Arnau teilt sich der Fluß in den alten und 
neuen Pregel. In Königsberg fließen sie wieder zusammen und bilden 
eine Insel, die der Kneiphof heißt. Eine Meile unterhalb Königsberg 
mündet der Pregel ins Frische Haff. 
Am Pregel liegen folgende Städte: Gumbinnen, an der Pissa, 
ist sehr regelmäßig gebaut und hat gerade, breite Straßen. Sie ist 
von Friedrich Wilhelm J1. erbaut, dem die Litauer und Salzburger 
viel zu verdanken haben. Darum steht vor dem Regierungsgebäude 
in Gumbinnen sein ehernes Standbild mit der Inschrift: „Friedrich 
Wilhelm J., Wiederhersteller Litauens, Gründer Gumbinnens.“ 
Insterbdurg ist vom deutschen Orden gegründet. Zum Schutze 
des breiten Flußthales legte er auf der Südseite die noch vorhandene 
Burg und auf der Nordseite die Georgenburg an. Sie sicherten den 
Übergang der Heere auf den „Kriegsreisen“ nach dem heidnischen 
Litauen. Durch Handel und Gewerbefleiß ist Insterburg in den 
letzten Jahrzehnten mächtig gewachsen. Jenseit des Pregels hat man 
einen anmutigen Blick auf das Wiesenthal, das sich nach Westen 
ausbreitet. Am schönsten aber erscheint Georgenburg mit seinem 
alten Ritterschlosse, das inmitten herrlicher Parkanlagen sich erhebt. 
Wehlau ist bekannt durch seine großen Pferdemärkte. Etwa 
1 kmn von der Stadt liegt die Irren-Heil- und Pflegeanstalt 
Allenberg. Tapiau beherbergt in seinem alten Schlosse die Land— 
armen- und Besserungsanstalt unserer Provinz.
	        
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