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Wasserstrahl hervor, der lustig über Baumwurzeln und Steine 
dahinsprang, bald zu einem munteren Bächlein erstarkte und 
im Tale als ein ansehnlicher Fluß weiterrauschte. Es war 
die Wupper. An ihren Ufern konnte mit emsigem Fleiße 
gearbeitet werden, bis, wie der Zwerg verheißen hatte, .der 
Ruhm Elberfelds durch alle Welt gedrungen." 
7. Vom Galgenkämpchen auf Karnap bei Varmen. 
Im Norden von Elberfeld liegt das Üllendahl. Zwischen 
Üllendahl und Barmen zieht sich ein bewaldeter Bergrücken hin, 
der Karnaper Busch. Wenn man die waldige Höhe überschritten 
hat und hinuntersteigt nach Karnap, so kommt man auf dem 
Scheitel des Berges an einer sumpfigen Stelle vorüber, die mit 
niedrigem Buschwerk bewachsen ist. Die Leute erzählen, daß hier 
früher ein Galgen gestanden habe, und nennen den Ort das 
Galgenkämpchen. 
Der Letzte, der dort durch Henkershand starb, war unschuldig 
verurteilt. Er war des Mordes angeklagt worden. Am Gericht 
zu Düsseldorf wurde er verhört. Der Angeklagte beteuerte immer 
wieder seine Unschuld; es half ihm aber nichts. Die Nichter, die 
sich große Mühe gegeben hatten, die Wahrheit an den Tag zu 
bringen, sprachen ihr „Schuldig" aus und verdammten ihn zum 
Tode. An dem festgesetzten Tage wurde der Verurteilte nach dem 
Galgenkämpchen auf Karnap gefahren. In dem Zuge befanden 
sich unter anderen auch der Henker und der Richter, der das 
Todesurteil ausgesprochen hatte. Der Richter hatte auf dem 
langen Weg von Düsseldorf nach Karnap viel Zeit zum Nach- 
denken. Er beobachtete im stillen den Verurteilten, und es 
kamen ihm Bedenken, ob sein Richterspruch auch wohl gerecht sei. 
Um sich zu trösten, sprach er bei sich selbst: „Hab' ich falsch gerich- 
tet, so ward ich falsch berichtet." 
Mittlerweile war der traurige Zug auf Karnap angelangt. 
Es war ein trüber, stürmischer Tag, wie sie im Bergischen so 
häufig sind. Düstere Wolken jagten am Himmel dahin. Der 
Mann wurde runter den Galgen geführt, und der Henker legte 
ihm den Strick um den Hals. Wie es damals Sitte'war, forderte 
man ihn noch einmal dringend auf, seine Sünde zu bekennen. 
Er aber richtete sein bleiches Gesicht zum Himmel, deutete mit der 
Hand nach oben und rief mit tränenerstickter Stimme: „Gott ist
	        
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