Full text: Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel (Bd. 8)

Die Kapelle mit den Reichsinsignien, 459 
ein Stück des h. Creutzes, ein Zahn St. Johannes des Täufers in einem 
Crystall und St. Annen Arm. Auch seyu da befunden zwei Schwerdt, das 
eine St. Mauriciau und das andere St. Karls mit verguldten Scheiden. 
Auch ist da nnverrnckt und gauz des obengenannten Kaiser Karls gülden 
Krön mit dem Bogen und Creutz, die darauf gehören, geworcht mit man- 
cherlei Edelgestein. Darin besnnder geworcht ein Edelstein, den man nennet 
den Weisen. Auch ist da ein weißer Rock St. Karls, an den Armen geworcht 
mit Edelstein und Perlein, und ein rother Mantel Karls mit zwei Löben 
gewürkt von guten Gestein und Perlen und Golde, und ein silbernes Sceptrum, 
auch ist da ein groß Fingerlein mit einem großen Rubiu, vier großen Saphi- 
reu und vier Perlein, das ist herkommen von einem Herzogen von Braun- 
sweig. Auch ist da ein ander Fingerlein mit einem Rubin und zween gnl- 
den Sporn, auch ist da ein verguldter Apfel mit einem Creutz uud ein 
überguldt Sceptrum, ein gülden Rauchfaß, zwei Jenewel Stuck Wachs und 
ein Werm Apfel. Auch ist da ein blauer Rock, geworcht au deu Armen 
mit Golde nnd mit Perlen, und ein ander grawe Rock mit schwarzen Ad- 
lern und ein Gngel, zween Handschuhe und zween Schuhe derselben Färb. 
Auch ist da ein Stol geworcht mit Gold und gutem Gestein. Auch ist da 
ein überguldter Schrinel, darin ist ein Monstranz und ein Crystall mit 
Heiligthum und ein gülden ledigs Creutz." So die Urkunde. 
Als das alte Reich im Jahre 1806 in Trümmer fiel, da blieben 
diese Schätze dem Kaiserhause Oesterreich, und als das neue Reich im Jahre 
1871 erstand, da sprach man wol anch davon, daß des Reiches Krone, 
Scepter, Schwert und Apfel wolle zurückverlangt werden. Kaiser Wilhelm 
aber ließ sich des neuen Reiches Jnsignien neu machen und — wir danken 
ihm darum. Das alte Reich war das heilige römische Reich deutscher Na- 
tion, das ueue soll einfach — das Deutsche Reich sein. Der Grundgedanke 
des alten — das Schwert Roms zu sein — bleibt dem neuen Reiche 
fern; die Ideale der alten Kaiser, Herren der Welt zu werdeu, verwir- 
reu nicht der neuen Kaiser Sinn; so mochten denn auch die Symbole 
der alten Kaisermacht bleiben, wo sie waren — das neue Reich geht an- 
dere Bahnen und anderer Ruhm krönt seine Thaten, der auch seinen In- 
signien wird Glanz verleihen, der Heller strahlt als jeder Edelstein und 
wundervoller wirkt, als Nägel vom Kreuz uud Arm und Bein von rö- 
mischen Heiligen. 
Noch einen Stock höher befand sich, wie man erzählt, ein von Kaiser- 
Friedrich I. erbauter Marmorsaal. 
Ueber die Entstehung der Burg herrscht Duukel. Die Einen vermuthen, 
daß früher ein Römerkastell dort gestanden habe; die Anderen glanben, 
daß der Punkt erst in späterer Zeit strategische Bedeutung gewonnen haben 
könne, und daß in den Kämpfen Kaiser Konrad's II. — desselben, der 
seine Burg Limburg in ein Kloster verwandelt und den Speyerer Dom 
gegründet hat — mit dem Herzog Friedrich von Lothringen dort für den 
Kaiser ein fester Stützpunkt werde gewesen sein. Diese nennen darum Kon- 
rad als den Erbauer der Burg. So viel ist iudeß sicher, daß schou unter
	        
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