Full text: [Klasse 3, [Schülerband]] (Klasse 3, [Schülerband])

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und abgehen, und das war alles. — Einige Tage im Sommer 
fielen die Strahlen der Sonne eine halbe Stunde lang auf die 
Kleinen Kellerfenster, und wenn dann der Knabe da sals und 
sich von der warmen Sonne bescheinen liess und durch seine 
kleinen, feinen Finger das Blut san, — dann hiess es: „Ja, 
heute ist er draussen gewesen!“ Er kannte den Wald in 
seinem wunderschönen Frühlingsgrün nur dadurch, dass des 
Nachbars Sohn ihm den ersten Buchenzweig brachte, und den 
hielt er dann über seinem Kopfe und träumte, er sei unter 
den Buchen, wo die Sonne schien und die Vögel sangen. 
Eines Prühlingstages brachte des Nachbars Sohn ihm 
aueh Feldblumen, und unter diesen war zufällig eine mit 
einer Wurzel, die wurde daher in einen Blumentopf gepflanzt 
und ans Fenster gestellt, dicht neben dem Bette. — Und die 
Blume war mit einer glücklichen Hand gepflanzt, sie wuehs, 
trieb neue Schösslinge und hatte jedes Jahr ihre Blumen. 
Sie wurde für den kranken Knaben der schönste Garten, 
sein kleiner Schatz anf dieser Erde. Er begoss und pflegte 
sis und sorgte dafür, dass sie jeden Sonnenstrahl bekam bis 
auf den allerletzten, der an dem niedrigen Penster vorbei- 
glitt. Und die Blume selbst wuchs in seine Träume hinein 
mit ihren Parben und ihrem Dufte, — gegen sie wandte er 
sich im Sterben, als ihn der liebe Gott zu sich rief. — Ein Jahr 
ist er jetzt bei Gott, ein Jahr hat die Blume verwelkt und 
vergessen am Penster gestanden, und nun ist sie beim Um— 
zuge mit dem Kehrichte auf die Strasse geworfen worden. 
Und diese Blume hat mehr erfreut als die reichste 
Blume im Garten einer Königin. 
Andersen. 
5. Auf der Erde. 
1. Wie ist doch die Erde so schön, so schön! 
Das wissen die Vögelein; 
sie heben ihr leichtes Gesieder 
und singen so fröhliche Lieder 
in den blauen Himmel hinein.
	        
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